Reste in Schwarz-Rot-Gold

Der Einzelhandel hatte zur Fußball-WM das volle Fan-Programm auf den Markt geworfen. Aber: Was passiert jetzt eigentlich damit?

Düsseldorf. Bunte Plastik-Vuvuzelas, schwarz-rot-goldener Nagellack, ballförmige Hundekuchen und "Weltmeisterburger" - doch wer will das nach dem Schlusspfiff im WM-Finale noch haben? Zwei Männer in Düsseldorf: Christian Kirschbaum und Gerhard Erning. "Wir kaufen Saisonartikel auf, die nicht mehr so viel Geld bringen, wenn die Aktualität weg ist", erklärt Kirschbaum.

Für die Woche nach der Fußballweltmeisterschaft in Südafrika planen die beiden viele Überstunden: "Der Gang durch den Supermarkt zeigt, was an potenziellem Geschäft auf uns zukommt." Das Konzept stammt aus den USA und nennt sich "Corporate Trading": Die Händler erhalten den vollen Wert für ihre überschüssige Ware, aber nicht in bar, sondern in Form von Gutschriften.

Damit können sie - über die Vermittlung von Erning und Kirschbaum - etwa Werbekampagnen in Zeitungen oder bei Fernsehsendern schalten, Werbematerial drucken lassen oder Reisen für Mitarbeiter buchen. Alles Dinge, sagt Erning, die die Händler sowieso machten. "Wir verknüpfen zwei Geschäftsfelder."

Überschüssige Vuvuzelas und die Fußball-Hundekuchen - zu anderen Zeiten sind es beispielsweise Schoko-Osterhasen oder Mode aus der vergangenen Saison - werden weiterverkauft.

"Diese Produkte haben ja durchaus noch einen Wert - nur sind die Preise dafür dann nicht mehr erzielbar", sagt Kirschbaum. "Aber es gibt einen Markt dafür, und dahin verkaufen wir sie." Beispielsweise könnte das Osteuropa sein: "Da ist die Kaufkraft eine ganz andere, und der Kunde ist vielleicht auch weniger kritisch." Gut möglich, dass in Rumänien schon bald schwarz-rot-goldene Kaubonbons verspeist und bulgarische Hunde mit den runden Leckerli belohnt werden.

Wenn überhaupt so viel übrigbleibt - und da sind Experten kritisch. "Die Nachfrage lässt sich mit computergesteuerten Methoden immer besser kalkulieren", sagt Handelsexperte Boris Planer.

Was trotzdem übrigbleibt, geht von heute an in den Schlussverkauf, an Restpostenhändler - oder eben nach Düsseldorf. Christian Kirschbaum ist jedenfalls sicher: "Die Überstunden werden sich lohnen."