Vereinsleben: Schützeninvasion auf Mallorca

Ein Reiseveranstalter aus Meerbusch plant im Oktober einen internationalen Treff der Schützen auf der Sonneninsel. Unter anderem ist eine Parade mit bis zu 700 Teilnehmern an der Playa de Palma entlang geplant.

<strong>Düsseldorf. Diese Nachricht dürfte Musik in den Ohren aller begeisterten Schützen sein. Vom 26. bis 28. Oktober, so wirbt ein Reiseveranstalter aus Meerbusch, findet auf Mallorca das "1. Internationale Schützentreffen" statt. Geplant sind nicht nur ein großes Paella-Essen auf einem "zauberhaften Landgut" und ein Schießwettbewerb "mit Blick auf das Tramuntana-Gebirge", sondern auch eine Parade mit bis zu 700 Teilnehmern an der Playa de Palma entlang und sogar ein Festgottesdienst in der Kathedrale im Herzen Palmas. Schützen aus Deutschland auf Mallorca, das ist eigentlich nichts besonders mehr. Jahr für Jahr reisen die Brauchtumsfreunde zu Hundertausenden auf die Insel. Doch deutsche Schützen in Uniform unter südlicher Sonne, das ist zumindest ungewöhnlich. "Die Veranstaltung ist eine Premiere und kann als eine Art Experiment betrachtet werden", sagt Günther Milz, Geschäftsführer des Reiseunternehmens Columbus Tours & Events, das das Treffen organisiert. "Es geht uns nicht so sehr um das Feiern, sondern um den kulturellen Austausch."

Auf Mallorca gibt es schon einen deutschen Schützenverein

Tatsächlich gebe es auf Mallorca eine Vereinsstruktur, die dem deutschen Schützenwesen zumindest ähnlich ist. "Das sind Gruppen, die in Kostümen Abwehrschlachten gegen die Mauren oder Piraten nachbilden, die in früheren Jahrhunderten die Insel heimgesucht haben." Gespräche mit dem balearischen Amt für Fremdenverkehr und einzelnen Gruppen hätten bereits stattgefunden. "Welche Vereine von spanischer Seite jedoch an dem Umzug teilnehmen, ist noch nicht entschieden", so Milz. Die Buchungen jedoch seien ganz gut angelaufen. "Es sind stets Gruppen von zehn bis 15 Leuten, die sich auf einen Schlag anmelden."Entstanden sei die Idee bei einem Glas Rotwein an einem lauen mallorquinischen Abend. Mit dabei waren Mitglieder des "Schützenverein Mallorca e.V.", eine Gruppe Deutscher, die das Schützenwesen mit der Baleareninsel in Verbindung bringen möchte und so oft wie möglich dorthin reist. Regelmäßige Treffen und Umzüge auf Mallorca bilden deren Aktivitäten, auch ein "Schützenkönig von Mallorca" wird ermittelt.

Die Sänger Matthias Reim und Costa Cordalis sind in der Ehrenkompanie

"Das war zunächst nur als Spaß gedacht", sagt der Zweite Vorsitzende Patrick Lepper. Die Idee entwickelte sich dann jedoch zum ernstzunehmenden Selbstläufer: "Schützenverein Mallorca e.V." besitzt sogar eine Ehrenkompanie, deren Mitglieder in der Gemeinde der feierwütigen Insel-Besucher klangvolle Namen haben: Peter Wackel ("Ladi, Ladi, Ladioo"), Lukas und Costa Cordalis ("Anita") sowie Matthias Reim ("Verdammt, ich lieb Dich"). Der bestätigt auf Anfrage sogar persönlich seine Mitgliedschaft. "Herr Reim versteht das aber eher als großen Spaß", heißt es von seiner Münchener Agentur. Als Spaß sieht das Ganze auch Stefan Schubert, Vorstandsmitglied des Jägerzuges "Gerade Aus II" aus Meerbusch-Osterath und selbst erfahrener Mallorca-Urlauber. "Das ist sicherlich eine schöne Idee, aber das Schützenwesen ist doch stark mit den jeweiligen Regionen in Deutschland behaftet, wo es entstanden ist."

Schützenbruderschaften

Selbstschutz: Die Idee der heutigen Schützenbruderschaften entstand etwa um das Jahr 1300 im heutigen Flandern. Gegründet wurden damals Bürgermilizen zum Schutz gegen Angriffe. Später übernahmen Schützen in Form einer Bürgerwehr auch Aufgaben der Stadtsicherung und Verteidigung.

Schützen und Kirche: Von Beginn an waren die Schützenbruderschaften eng mit der Kirche verbunden. Oftmals wurde ein Schutzpatron wie etwa der Heilige Sebastian ernannt. Im 16. und 17. Jahrhundert begleiteten Schützen im katholischen Rheinland die Prozessionen zu Fronleichnam, um sie bei Angriffen von Rebellen oder marodierenden Soldaten zu verteidigen.

Schützen heute: Die enge Bindung an die Kirche blieb bis heute erhalten. Im Diözesanverband Aachen gibt es aktuell 439, im Diözesanverband Köln 336 Bruderschaften mit zusammen mehreren zehntausend Schützen.