Wetter: Es ist nichts mehr im Fluss

Weil es lange keinen starken Regen mehr gab, führt der Rhein immer weniger Wasser. Und der Pegel wird weiter fallen.

Düsseldorf. Wie einer der mächtigsten Ströme Europas sieht der Rhein momentan nicht aus. Schwer und träge liegt er in seinem Kiesbett. Inzwischen erinnert das Rheinufer bei Düsseldorf an die Nordsee bei Ebbe. Immer breiter werden die Sandbänke, weil sich das Wasser immer weiter zurückzieht.

Für Spaziergänger bietet sich am Ufer momentan eine bizarre Landschaft. Auf den Sandbänken, die sich fast bis zur Rheinmitte vorschieben, hat der Fluss freigelegt, was er längst verschlungen hatte: Verrostete Fahrräder liegen neben Autoreifen, Flaschen oder verrostete Einkaufswagen.

Die Pegelstände am Rhein erreichen inzwischen jeden Tag neue Tiefstände und nähern sich dem Niedrigrekord von 2003 an. 39 Zentimeter wurden damals am Pegel gemessen.

78 waren es Donnerstagabend. Schuld an dem Niedrigwasser ist das schöne Wetter der vergangenen Wochen: "Wir hatten einen tollen, aber auch sehr trockenen Spätsommer", sagt Ortrun Roll vom Deutschen Wetterdienst.

Für die Pegelstände des Rheins, eine der verkehrsreichsten Wasserstraßen in Europa, sagt sie ein weiteres Absinken voraus. "Sommerliche Tiefdruckgebiete haben wir nicht mehr. Daher sind in den nächsten Tagen auch keine größeren Regenmengen zu erwarten."

Aber selbst ein starker Regenschauer nach langer Trockenheit versickert zunächst im ausgetrockneten Boden. "Denn den letzten ergiebigen Regen gab es im Rheinland Ende Juli", sagt Roll. Im Rhein käme daher nicht viel an.

Schwierigkeiten bereitet das Niedrigwasser inzwischen der Binnenschifffahrt, auch wenn die Situation noch nicht als dramatisch eingestuft wird. "Für die Kapitäne ist es allerdings schon kniffliger geworden, aneinander vorbei zu kommen", sagt Erwin Spitzer, Sprecher des Bundesverbandes Deutscher Binnenschifffahrt.

Der Rhein sei in seinen Fahrrinnen zwar noch tief genug, "aber eben auch nur da". Daher fahren die Schiffe auch aufgereiht wie auf der Perlenschnur und oft auch nur noch halb beladen.

"Ab wann ein Schiff nicht mehr fährt, entscheidet der Kapitän. Anders als beim Hochwasser gibt es keine gesetzliche Regelung", sagt Erwin Spitzer. Für die Kapitäne sind die Pegel in Duisburg, in Köln, Kaub bei Koblenz und Maxan (Karlsruhe) entscheidend.

"Für die weiß jeder Schiffführer, wieviel es von Pegel Null bis zum Grund ist. Danach entscheidet er, wie das Schiff beladen wird", sagt Spitzer. So führt der Rhein bei Düsseldorf bei Pegel Null noch etwa 1,50 Meter Wasser. Für die nächsten Tage erwarten die Schiffer sinkende Pegelstände.

Das Elektronische Wasserstraßen-Informationssystem schätzt für Sonntag bereits einen Stand von 63 Zentimetern. Das wären dann nur noch 24 Zentimeter über dem historischen Tiefstand von 2003.