Winnenden: Opfer werden beerdigt

Unterdessen sollte am Montag eine weitere Schülerin beerdigt werden. Bereits am Samstag war ein 16-jähriges Mädchen beigesetzt worden. An diesem Dienstag werden eine Schülerin und zwei Lehrerinnen zu Grabe getragen.

Winnenden. Fünf Tage nach dem Amoklauf in Winnenden habenSchüler der Albertville-Realschule erstmals wieder an einemfreiwilligen Unterricht teilgenommen. Mehr als 150 Kinder undJugendliche wurden am Montag mit Bussen in sechs Gemeindehallen derUmgebung gebracht.

Ihre Lehrer boten dort zusammen mit Pädagogenbenachbarter Schulen und Psychologen eine Betreuung an. Ob dasbeschädigte Gebäude der Realschule je wieder bezogen wird, sei unklar,sagte der stellvertretende Leiters des Staatlichen Schulamts inBacknang, Wulf Bonitz.

Unterdessen sollte am Montag eine weitere Schülerin beerdigt werden.Bereits am Samstag war ein 16-jähriges Mädchen beigesetzt worden. Andiesem Dienstag werden eine Schülerin und zwei Lehrerinnen zu Grabegetragen. Zu den Beerdigungen der Pädagoginnen wird auchBaden-Württembergs Kultusminister Helmut Rau (CDU) als Trauergasterwartet. Vier Verletzte liegen noch in Krankenhäusern, darunter zweiSchülerinnen und zwei Polizeibeamte, die bei dem Einsatz in Wendlingenverletzt worden waren. Alle sind außer Lebensgefahr.

Am vergangenen Mittwoch hatte der 17-jähriger Tim K. in seinerehemaligen Schule in Winnenden und auf der anschließenden Flucht nachWendlingen 15 Menschen und sich selbst erschossen.

Am Gymnasium und an der Grund- und Hauptschule auf dem Gelände desSchulzentrums wurde der reguläre Unterricht wieder aufgenommen. DieLeiterin der Realschule, Astrid Hahn, hatte in der vergangenen Wocheangekündigt, dass die Klassen auf andere Schulen verteilt werden.

Dieshabe den Vorteil, dass die traumatisierten Kinder nicht nur unter sichseien. Kultusminister Rau hatte der Albertville-Realschule 13zusätzliche Lehrerstellen zugesagt.

Unterdessen sind auf ein Spendenkonto der Stadt Winnenden 9000 Euro fürdie Hinterbliebenen eingegangen. Auch ein Wendlinger Autohaus, in demder Todesschütze einen Mitarbeiter und einen Kunden tötete, hat einSpendenkonto eingerichtet.

Die Notfallnachsorge sprach von einer reibungslosen Koordination ihrerArbeit. In einer ersten Bilanz teilte das Deutsche Rote Kreuz mit,täglich seien durchschnittlich 200 Leute im Einsatz gewesen. Dazu kamenkirchliche Notfallseelsorger und Helfer der Feuerwehr.

Erneut wurde am Montag in Freiburg eine Schule wegen einerAmoklauf-Drohung geräumt: Für 3000 Schüler eines Schulzentrums fiel derUnterricht aus. Bereits am Freitag war in der Münsterstadt eine Schulenach einer Bombendrohung evakuiert worden.

Ähnliche Drohungen gab esauch in anderen deutschen Städten. Mit Nachahmungstätern wird in denmeisten Fällen kurzer Prozess gemacht. „Wir behandeln diese Fällebewusst schnell, um potenzielle weitere Nachahmer abzuschrecken“, sagteder Offenburger Oberstaatsanwalt Herwig Schäfer.

Die Forderung der Deutschen Philologenverbandes nach einerGefahrenzulage angesichts des Amoklaufes stieß bei der GewerkschaftErziehung und Wissenschaft auf Unverständnis. „Für die Lehrer gibt esWichtigeres als eine Gefahrenzulage - nämlich die Betroffenen vor Ortzu unterstützen, sowie Vorbereitung auf solche Gefahren und vor allemVorbeugung“, sagte der GEW-Landesprecher Matthias Schneider derDeutschen Presse-Agentur dpa.

Unterdessen begrüßte Baden-Württembergs Ministerpräsident GüntherOettinger den Vorschlag von Bundeskanzlerin Angela Merkel (beide CDU)für schärfere Waffenkontrollen. Daneben solle die Frage, „wie starkdarf ein Privathaushalt Waffen haben“, ebenso geprüft werden.