Wirte in Regensburg bedienen keine Neonazis mehr

Auslöser war eine Prügelattacke auf einen Barkeeper. Initiative bekommt Luther-Preis für Zivilcourage.

Regensburg. Ein Vorfall während der Zigarettenpause eines Regensburger Barkeepers ist der Auslöser für eine ungewöhnliche Initiative gegen rechte Gewalt. Vor der Tür des Cafés Picasso beobachtet der Mann, wie drei Neonazis eine dunkelhäutige Frau mit Kind belästigen. Mutig stellt er sich vor die Mutter und verscheucht das Trio.

Wenige Tage später kommen die Angreifer mit Verstärkung zurück und verprügeln den Barkeeper. Sie werden gefasst und verurteilt. Doch das genügt den Regensburger Wirten nicht. Nach dem brutalen Überfall im Sommer 2010 zeigen sie Zivilcourage und sperren die Neonazis aus ihren Kneipen aus.

Am Samstag wird die Regensburger Initiative „Keine Bedienung für Nazis“ mit dem renommierten Luther-Preis „Das unerschrockene Wort“ ausgezeichnet. Damit werden Menschen und Initiativen geehrt, die wie der Reformator Martin Luther ihre Überzeugung mutig und standhaft gegen Widerstände verteidigen.

„Es ist doch Wahnsinn, dass man heute als Nazi-Gegner immer noch Angst haben muss“, sagt Richard Spieß, einer der Initiatoren. So reifte der Gedanke, eine große Allianz gegen die Neonazis aufzustellen. In den Lokalen warben Wirte für ihre Kampagne. Nach zwei Monaten hatten sie bereits 85 Wirte überzeugt.

Ein Aufkleber am Eingang der Lokale sperrt seitdem Neonazis aus: „Rassisten werden hier nicht bedient!“ Zusätzlich gibt es für die Wirte einen Ratgeber. Darin sind Symbole, Kleidung und für Neonazis wichtige Daten wie Hitlers Geburtstag angegeben. So könnten Wirte schon bei einer Anmietung der Räume Verdacht schöpfen, sagen die Initiatoren.

Zudem gibt es Tipps, wie man auf Besuch von Rechtsextremen reagieren sollte: „Siezen Sie ihre unerbetenen Gäste und bitten Sie diese, das Lokal zu verlassen.“ Bleiben sie, sollte die Polizei gerufen werden. In Regensburg haben sich mittlerweile zwei Drittel der etwa 250 Wirte in der Innenstadt der Initiative angeschlossen.

In den vergangenen Monaten zumindest gab es nach Angaben der Wirte keinerlei Zwischenfälle mit Neonazis in den Lokalen. „In einem Fall mussten drei Neonazis ihre geplante Zechtour durch Regensburg abbrechen, weil sie in mehreren Lokalen nicht bedient wurden“, erzählt der Sprecher der Initiative, Ludwig Simek. Es gebe mittlerweile ähnliche Aktionen in anderen Städten.