Weshalb die Tüte im Meer landet
Vögel und Fische verschlucken Mikroplastikartikel.
Berlin. Jochen Flasbarth, Präsident des Umweltbundesamts (UBA), hat ein anschauliches Beispiel für die riesige Müllmassen in den Weltmeeren „Das ist ein Güterzug vollgepackt mit Meeresmüll von hier zum Mond und halb zurück“, versucht er die Menge von bis zu 140 Millionen Tonnen Müll in den Weltmeeren bildlich zu erklären. Tüten, Fischernetze und alles, was so auf Schiffen über Bord geworfen wird, treibt auf hoher See. Ein immer größeres Problem sind die Mikroplastikartikel.
Seit Donnerstag berät eine internationale Meeresmüllkonferenz in Berlin, was getan werden kann, damit nicht immer mehr Fische und Vögel winzige Plastikpartikel schlucken — und diese letztlich über den Fischkonsum im Körper der Menschen landen.
Nach Angaben des UN-Umweltprogramms treiben 13 000 Plastikpartikel auf jedem Quadratkilometer Meeresoberfläche — durch Strömungen werden diese weltweit verteilt. In der Nordsee wird der Plastikanteil am Meeresmüll auf 75 Prozent geschätzt. Es gibt Übereinkommen wie die EU-Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie (MSRL), um die Meeresvermüllung zu reduzieren — aber bisher ist vieles eher vage und unverbindlich. Gelöst werden soll das Problem inländisch, durch die Einführung einer Plastiktüten-Bezahlpflicht. Deutschland soll laut Flasbarth dabei ein Vorreiter sein. Was aber hat die Tüte mit dem Müll im Meer zu tun? Es gibt nur wenige Länder, die ein so hoch entwickeltes Abfall- und Recyclingsystem haben wie Deutschland. Daher geht es hier primär um eine weitere Reduzierung des Plastikmülls an sich — als Zeichen auch an andere Staaten, die weit weniger sorgsam mit Plastikmüll umgehen.
Es wird geschätzt, dass rund 80 Prozent des Meeresmülls von der Landseite kommen, laut UBA vor allem über Flüsse oder „über große küstennahe Mülldeponien beispielsweise im Mittelmeerraum“. Plastik hat eine sehr lange Abbauzeit und zersetzt sich immer weiter in immer kleinere Teilchen — das ist das Problem. Hinzu komme der ganze Müll in der Schifffahrt, sei es bei Kreuzfahrten oder Containerschiffen, der über Bord geworfen werde.