Vermüllte Meere: Kampf gegen kostenlose Plastiktüten
Jeder Deutsche benutzt im Schnitt jährlich 65 Tragetaschen. EU-weit werden 95,5 Milliarden in Umlauf gebracht.
Düsseldorf. Die Verschmutzung der Weltmeere wird immer dramatischer. „100 bis 140 Millionen Tonnen Müll liegen in den Gewässern“, sagt der Präsident des Umweltbundesamtes (UBA), Jochen Flasbarth, anlässlich der derzeit stattfindenden Meeresmüllkonferenz in Berlin. Der Hauptbestandteil ist Plastikmüll. Deshalb fordert Flasbarth eine Bezahlpflicht für alle in Deutschland verkauften Plastiktüten. Jeder Deutsche benutzt jährlich im Schnitt 65 dieser Tragetaschen. EU-weit werden 95,5 Milliarden auf den Markt gebracht. Allein in Bulgarien liegt der Pro-Kopf-Verbrauch bei 421 Stück.
Derzeit bekomme der Kunde in Deutschland vor allem in Bekleidungsgeschäften, Drogeriemärkten und Kaufhäusern die Beutel noch kostenlos. Auf eine genaue Höhe der Bezahlpflicht will sich der UBA-Präsident aber nicht festlegen. Der Preis sollte ähnlich hoch sein wie in Supermärkten, sagte er auf Nachfrage unserer Zeitung. Dort gibt es in der Regel eine Tüte ab zehn Cent.
Auch die Grünen sprechen sich für eine Gebühr aus. Die umweltpolitische Sprecherin der Fraktion, Dorothea Steiner, fordert sogar eine Pflichtabgabe von 22 Cent.
Der Handelsverband Deutschland (HDE) sieht dagegen keinen Bedarf für eine neue Regelung.
Schon heute seien die Deutschen Weltmeister beim sparsamen Umgang mit Plastiktüten. So werde jede Tragetasche vier- bis fünfmal benutzt, bevor sie entsorgt werde. „Die vorgeschlagene Abgabe von 22 Cent würde bei einem jährlichen Verbrauch von 5,3 Milliarden Tüten den Verbrauchern rund 1,2 Milliarden Euro zusätzliche Kosten aufbürden“, so HDE-Geschäftsführer Kai Falk.
Ein gutes Beispiel dafür, dass durch eine Abgabe weniger Tüten in Umlauf kommen, ist Irland. Dort ist durch eine 44-Cent-Abgabe die Quote auf 18 Tüten pro Person im Jahr zurückgegangen.