Afghanische Regierung läutet das Endspiel ein

Eine große Ratsversammlung soll die Voraussetzungen für Frieden mit den Taliban schaffen.

Kabul. Militärflughafen Kabul vor wenigen Tagen: Drei Afghanen kauern auf dem Boden vor dem Flughafengebäude, ihre Hände sind mit Kabelbindern gefesselt. Die afghanischen und amerikanischen Soldaten, die die Männer bewachen, haben die Verdächtigen in der südafghanischen Taliban-Hochburg Helmand gefasst.

Ein US-Soldat sagt, die drei Männer würden in Kabul wegen Terrorismus und Drogenanbau angeklagt werden. Er zeichnet ein düsteres Bild von der Lage im Süden. Bei seinem letzten Einsatz sei er knapp einem Bombenanschlag entgangen. Der Soldat meint: "Dieser Krieg wird nicht enden."

Der nicht endende Krieg: Das ist der Alptraum für die Truppensteller-Nationen, in denen das Engagement mit jedem getöteten Soldaten auf breitere gesellschaftliche Ablehnung stößt. Die Amerikaner haben den Beginn des Abzugs ihrer Truppen für Juli 2011 angekündigt - obwohl sich die Lage dramatisch verschlechtert hat. Ein Kenner spricht vom "Endspiel" in Afghanistan.

Vor Beginn des Abzugs werden die derzeit schon mehr als 120.000 ausländischen Soldaten in Afghanistan noch einmal verstärkt, um den Druck auf die Taliban zu erhöhen. Die Extremisten sollen so zu Verhandlungen gezwungen werden. Die Basis für Gespräche soll die von Präsident Hamid Karsai ins Leben gerufene "Friedens-Dschirga" bereiten, die am Mittwoch in Kabul beginnt.

An der für drei Tage angesetzten Ratsversammlung nehmen keine Aufständischen teil. Delegierte aus weiten Teilen der Gesellschaft und aus allen Provinzen sollen der Regierung den Weg zu Gesprächen ebnen. Im besten Fall könnte die Dschirga ein Schritt in Richtung eines Friedensprozesses sein, der aber kaum zu schnellen Erfolgen führen würde.

Präsident Karsai hofft auf ein klares Mandat der Teilnehmer für seinen Versöhnungskurs. Sein Konzept sieht unter anderem die Möglichkeit vor, den Anführern des Aufstands Exil anzubieten. Einfache Kämpfer sollen straffrei ausgehen. Als Bedingungen für eine Aussöhnung sieht der Entwurf vor, dass die Aufständischen die Verfassung anerkennen.

An diesen Voraussetzungen wird auch die Staatengemeinschaft nicht rütteln lassen. Ob sich die Aufständischen diese Konditionen werden diktieren lassen, erscheint aber fraglich - sie wähnen sich auf der Siegerstraße.