Analyse: Der Bachelor lockt nur wenige Arbeiterkinder

Die neue Erhebung des Studentenwerks zeigt das große soziale Gefälle an den Unis.

Berlin. Wie kommen Studenten mit dem Bachelor-Studium zurecht? Müssen sie zur Finanzierung der Studiengebühren einen Nebenjob ausüben? Studieren nur noch Akademikerkinder? Antworten auf diese und weitere Fragen gibt die neue Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks (DSW).

Fakt ist: Erstmals seit 1982 gibt es an deutschen Hochschulen wieder mehr Arbeiterkinder. Ihr Anteil unter den Studierenden stieg in den vergangenen drei Jahren leicht von 13 auf 15 Prozent. Gleichwohl ist der sogenannte Bildungstrichter nach wie vor stark ausgeprägt: So kommt mit 59Prozent mehr als jeder zweite Student aus gehobenen oder besonders begüterten Schichten. Während von 100Akademikerkindern 71 ein Studium aufnehmen, gehen nur 24 Kinder aus Familien ohne akademische Tradition diesen Schritt.

"Hochschulbildung in Deutschland gleicht weiter einem kulturellen Kapitel, das von Akademiker-Generation zu Akademiker-Generation weitervererbt wird", sagte DSW-Präsident Rolf Dobischat gestern bei der Vorstellung der Daten.

Zweifel nährt die Studie an der Gerechtigkeit des Gebührensystems. Jeder zweite Student zahlt die durchschnittlich 500 Euro pro Semester. Etliche Ausnahmen wie etwa Geschwisterregelungen machen es aber leicht, die Campusmaut zu umgehen. Fast ein Fünftel der Studenten in Gebührenländern bleibt so verschont. Wer die Gebühren dennoch zahlen muss, kann - laut Erhebung - häufig auf die Eltern zurückgreifen. Akademikerfamilien haben nun einmal mehr finanziellen Spielraum zur Unterstützung. Eine Massenflucht aus den sechs unionsgeführten Bundesländern mit Gebühren konnten die Verfasser der Studie derweil nicht ausmachen.

Nach der Ansicht von Dobischat scheinen auch die internationalen Studiengänge Bachelor und Master nicht mehr junge Menschen aus den hochschulfernen Schichten anzulocken. "Von sozial offenen Hochschulen sind wir weit entfernt", beklagt er.

Auch mit dem "sorglosen Studentenleben" ist es nicht weit her. 66Prozent aller Studenten jobben nebenbei. Das sind drei Prozent mehr als im Vergleich zur Erhebung von 2006. Im Schnitt arbeiten sie neben Vorlesungen und Seminaren rund 13,5 Stunden die Woche - was für viele zu einer Gesamtbelastung von mehr als 50 Stunden pro Woche führt.