Analyse: In den Garnisonen geht die Angst um
Wenn die Bundeswehr deutlich verkleinert wird, droht die Schließung von Standorten.
Stuttgart. Es dürfte wieder stürmisch werden, wie schon während der bislang letzten Schließungsrunde 2004: Weil Hunderte von Bundeswehrstandorten erneut um ihren Erhalt zittern müssen, geht bei Bürgern und Gewerbetreibenden die Angst um. Baden-Württemberg verlor vor sechs Jahren 3300 Stellen. Von den 1991 noch insgesamt 106Standorten blieben im Südwesten gerade mal rund 40 übrig.
"Es zittern vor allem die Orte, die Rekruten ausbilden", sagt der Bürgermeister von Külsheim im Main-Tauber-Kreis, Günther Kuhn. Die 5500 Einwohner zählende Stadt musste 2006 den Abzug hunderter Soldaten verkraften. Kuhn geht bundesweit von 50 bis 60 Kasernen aus, die geschlossen werden.
Angesichts der erhofften Einsparungen bis 2014 in Höhe von 8,3 Milliarden Euro bei der Bundeswehr rechnen die Kommunen mit Einschnitten bei Rüstung und Personal. Ein Programm zur Konversion - Umwandlung von militärischer zu ziviler Standort-Nutzung - wie noch 2004 soll es im Land nicht geben. Die Kommunen müssen sich mit der Umnutzung oder Veräußerung von hektarweise Munitionsdepots, Übungsplätzen und Kasernen selbst herumschlagen.
Der Gemeinde Külsheim gelang die Umnutzung nach dem Abzug der letzten Soldaten 2006 ganz gut. Die Kleinstadt kaufte dem Bund das 50 Hektar große Gelände der Kaserne ab und siedelte dort Unternehmen an. Allerdings ist die Umnutzung der Kasernen schwer. "14 Gebäude stehen leer. Da wird es schwierig sein, die mit Leben zu erfüllen", sagt Bürgermeister Kuhn.
Vor sechs Jahren erfuhr auch der Oberbürgermeister von Stetten am kalten Markt im Kreis Sigmaringen, Gregor Hipp, dass sein Standort abgebaut wird. Dazu gehörten überwiegend Wehrpflichtige, die die Woche über in der Gemeinde waren. Inzwischen ist in Stetten der Aufbau des Zentrums für Kampfmittelbeseitigung nahezu abgeschlossen. "Dies gibt dem Standort Stabilität", sagt Hipp.
Dennoch: Die jetzigen Berufs- und Zeitsoldaten pendeln noch in großer Zahl. "Die früheren Wehrpflichtigen waren Konsumenten in unserer Kommune. Dies ist entfallen und bedeutet, dass der ansässige Handel und die Dienstleistungsunternehmen weniger Kasse machen."