Handeln, nicht klagen
Der SOS-Ruf der Wirtschaft ist ein wenig alarmistisch, denn auch in den nächsten Jahren wird es in vielen Berufsfeldern mehr qualifizierte Bewerber als Jobs geben.
Allerdings ist tatsächlich eine Trendwende abzusehen - was eine gute Nachricht ist. Die Schüler und Studenten des Jahres 2010 können hoffen, dass sie es später mit einem weniger hart umkämpften Arbeitsmarkt zu tun bekommen als die Generation der Babyboomer. Der deutsche No-Future-Fatalismus, der die Jugendkultur lange prägte, ist damit ein Auslaufmodell.
Was heißt das für die Wirtschaft? Die Unternehmen sollten sich nicht darauf beschränken, wehleidig den Zeiten nachzutrauern, als sie aus Fluten hochqualifizierter Bewerber passgenau ihre Traumkandidaten herausfischen konnten. Auch reicht es nicht, stereotyp mehr Zuwanderung einzufordern.
Die Firmen müssen im Gegenteil ihre Personalpolitik ändern, um brach liegendes Potenzial zu mobilisieren: Es darf nicht länger sein, dass Frauen nach der Babypause keine Chance mehr auf dem Arbeitsmarkt haben, weil sie angeblich den Anschluss verpasst haben. Es darf auch nicht länger sein, dass 45-Jährige keine Fortbildungen mehr erhalten, weil man sie zum "alten Eisen" zählt. Und es darf nicht länger sein, dass Zehntausende für den Arbeitsmarkt langfristig verloren gehen, weil sie durch exzessiven Leistungsdruck in den Burn-Out getrieben werden.