Analyse: Wer Rentengeschenke bezahlen muss

Wenn das umgesetzt wird, was Union und SPD planen, wird es teuer — für die Jungen.

Berlin. Das Prinzip ist bekannt: Die Jungen zahlen für die Alten. In der Rentenversicherung nennt man das Generationenvertrag. Der ist ein äußerst schwieriger Balanceakt — nicht zuletzt deshalb, weil es aus demografischen Gründen immer mehr Alte, aber immer weniger Junge gibt (Foto: dpa). Kamen vor 20 Jahren noch vier Erwerbsfähige auf einen Rentner, wird sich das Verhältnis bis 2030 wohl auf zwei zu eins verschlechtern. Und die Menschen beziehen wegen der steigenden Lebenserwartung immer länger Rente: zuletzt im Schnitt 19 Jahre. 1970 waren es elf Jahre.

Im umlagefinanzierten Rentensystem gehen Wohltaten für die einen zulasten der anderen. Gut beobachten lässt sich das bei den Koalitionsverhandlungen von Union und SPD. Beide Seiten streben ein Rundum-sorglos-Paket an: mehr Rente für ältere Mütter, Rente ohne Abschlag mit 63, mehr Rente für Erwerbsgeminderte, Garantierente für Geringverdiener, Angleichung des Ostens ans Westniveau. Unterm Strich summieren sich die Kosten auf 20 Milliarden Euro pro Jahr. Bezahlen werden die Beitragszahler.

Dann würde zunächst die gesetzlich vorgeschriebene Absenkung des Rentenbeitrags Anfang 2014 von 18,9 auf 18,3 Prozent ausfallen. Das bringt der Rentenkasse sechs Milliarden Euro. Da die Rentenrücklagen von aktuell 31 Milliarden Euro schneller aufgebraucht wären, würde die Rentenversicherung bald teurer. Auch die rund 20,5 Millionen Ruheständler bekämen dies zu spüren: durch eine geringere Rentenerhöhung.

Da wäre auch die verbesserte Mütterrente. Bislang erhalten Frauen für nach dem 1. Januar 1992 geborene Kinder drei statt einen Rentenpunkt. Ein Rentenpunkt entspricht im Westen 28 Euro im Monat, im Osten 26 Euro. Frauen, die ihren Nachwuchs vor 1992 zur Welt brachten, bekommen heute nur einen Punkt. Der Vorstoß zur Aufbesserung der Mütterrente — Kosten: 6,5 Milliarden Euro pro Jahr — ist Teil der Diskussion um die Vermeidung von Altersarmut. Doch das Geld wird nicht nur Frauen mit Minirenten zugutekommen, sondern auch Gutverdienerinnen.

Fragezeichen wirft auch der SPD-Plan auf, Beschäftigte mit 63 Jahren ohne Abschlag in Rente gehenzulassen — nach 45 Versicherungsjahren. Diese Bedingung erfüllen heute meist nur ältere, gut gestellte Facharbeiter. Für junge Menschen ist das Programm Utopie. Experten schätzen die Kosten auf gut vier Milliarden Euro. Nicht zuletzt würde dies die — auf der Beitragsseite — langfristig entlastende Wirkung der Rente mit 67 schmälern. Auf Kosten der Jungen.