Athen unter Schock: Die Menschen trauern
Unter den drei Opfern in der Bank ist eine schwangere Frau (32).
Athen. Griechenland am Tag danach. "Es ist schrecklich", sagt eine Frau, "immer wieder sehe ich diese Frau auf dem kleinen Balkon vor meinen Augen, die schwarz vom Ruß tot auf dem Boden liegt." Im Fernsehen und in Internetblogs war am Donnerstag das Foto des Opfers zu sehen, das am Vortag in der Bank Marfin Egnatia nach einem Brandanschlag ums Leben gekommen war. Die Frau hatte trotz heftiger Rauchentwicklung offenbar doch noch einen kleinen Balkon erreicht. Doch es war zu spät. Sie starb dort an einer Rauchvergiftung. Gerichtsmediziner Filippos Koutsaftis sagte Reportern, die Todesangst war an den Körpern der drei Opfer "klar und dramatisch sichtbar". Viele Menschen legten noch in der Nacht und am Morgen Blumen vor der Bank nieder und zündeten Kerzen an.
Alle griechischen Zeitungen veröffentlichen Bilder von verzweifelten Verwandten der unschuldigen Opfer. In dem Flammeninferno starben eine 32-jährige schwangere Frau, eine 35Jahre alte Kollegin und ein 36-jähriger Mann. Alle waren Angestellte der Bank im Zentrum Athens.
Augenzeugen berichteten von einem "organisierten Anschlag". Zunächst habe sich aus der friedlichen Großdemonstration von mehr als 100 000 Menschen eine Gruppe Vermummter gelöst. Einer davon schlug mit einem Hammer die Scheiben der Bank ein, wie es hieß. Dann folgten mindestens drei Vermummte und warfen Brandflaschen in die Bank hinein. "Ob Experten diese Vermummten irgendwann identifizieren werden, bleibt ungewiss", hieß es übereinstimmend in den Medien.
In jedem Fall markiert die blutige Eskalation der Proteste gegen die Sparmaßnahmen einen tiefen Einschnitt, eine Zäsur. "Es ist, als ob eine unbekümmerte und träumende Gesellschaft auf einmal erwacht ist", sagte ein Rentner in der Athener Vorstadt Moschato. "Fragt sich, ob wir auch erwachsener geworden sind und daraus Schlüsse ziehen."