Die undurchsichtige Asma al-Assad
Die Ehefrau des umstrittenen syrischen Machthabers hat sich seit den Kämpfen im Land aus der Öffentlichkeit zurückgezogen.
Damaskus. Jung, frisch, elegant — bevor Syriens Machthaber Baschar al-Assad die Armee gegen sein eigenes Volk aufmarschieren ließ, galten er und seine Ehefrau auf dem europäischen Parkett als gern gesehene Gäste. Monet-Ausstellung in Paris, Queen-Besuch in London — das Ehepaar Assad war hochwillkommen.
Das lag vor allem an der 36-jährigen Asma al-Assad, die als Tochter syrischer Auswanderer in London geboren und aufgewachsen ist. Als First Lady Syriens verlieh sie dem Land durch ihr modisches Auftreten, liberale Ansichten und geschliffene Reden einen geradezu modernen Anstrich. Wegen ihres sozialen Engagements wurde sie als „Lady Di des Nahen Ostens“ bezeichnet.
Erst im Frühjahr vergangenen Jahres wurde sie in der amerikanischen „Vogue“ hymnisch als die „frischeste und magnetischste aller First Ladys“ beschrieben. Tage später ließ ihr Ehemann erstmals auf Demonstranten schießen. Inzwischen ist der Text von der Homepage der Zeitschrift verschwunden. Und doch wird vor allem in Großbritannien noch immer gerätselt, ob die 36-Jährige, die in London auf eine Privatschule ging, IT-Wissenschaften studierte und schließlich als Bankerin bei der Deutschen Bank und JP Morgan arbeitete, die Gewaltherrschaft ihres Mannes unterstützt.
„Also, was denkst du über deinen brutalen Ehemann?“, fragte etwa der „Independent“. Die Londoner „Times“ rätselte in der vergangenen Woche darüber, wie eine so gebildete und liberale Frau die mörderische Gewalt tolerieren kann.
Asma al-Assad soll ihrem späteren Ehemann Anfang der 90er Jahre näher gekommen sein, als dieser in London Augenheilkunde studierte. Nachdem Baschars älterer Bruder 1994 bei einem Verkehrsunfall starb, kehrte er nach Syrien zurück, um sich auf die Präsidentschaft vorzubereiten. Es folgte eine Fernbeziehung. Erst im November 2000 ist Asma nach eigener Aussage nach Syrien gegangen, um ihn zu heiraten.
Fotos von der Hochzeit wurden nie veröffentlicht, die Herrscherfamilie gab die Vermählung erst Monate später bekannt. Asma selbst erzählte, dass sie drei Monate lang anonym durch das Land gereist sei, um es besser kennenzulernen. Syrien-Kenner vermuten eher, dass der alawitische Assad-Clan damit zu kämpfen hatte, dass ihr Thronfolger eine Anhängerin der sunnitischen Minderheit ehelicht.
Im Volk soll Asma al-Assad, die mehrere Hilfsorganisationen aufbaute, bis zum Beginn der Revolte durchaus beliebt gewesen sein. Inzwischen berichten internationale Medien von einer großen Enttäuschung darüber, dass die Frau, die öffentlich für einen Wandel Syriens warb, nun nicht einschreitet. Zwischenzeitlich wurde sogar darüber gerätselt, ob Asma al-Assad überhaupt noch im Land ist. Eine gestern von der Londoner „Times“ veröffentlichte E-Mail deutet nicht darauf hin.
Asma al-Assad soll sich darin erstmals zu den blutigen Auseinandersetzungen äußern. Die E-Mail lässt keinen Zweifel an ihrer Rolle: „Der Präsident ist der Präsident von Syrien und nicht der Präsident einer Interessensgruppe, und die First Lady unterstützt ihn in dieser Rolle.“