Guttenberg übernachtet im Kampfgebiet in Afghanistan
Baghlan/Berlin (dpa) - Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hat bei seinem Überraschungsbesuch in Afghanistan erstmals im Kampfgebiet übernachtet. Der Minister verbrachte die Nacht zum Donnerstag im Außenposten Nord (OP North) in der Provinz Baghlan.
Der Stützpunkt gehört zu den gefährlichsten der Bundeswehr in ihrem Einsatzgebiet in Nordafghanistan. In Baghlan waren im vergangenen Jahr bei Gefechten und einem Anschlag insgesamt fünf deutsche Soldaten getötet worden.
Der Vorposten OP North war auch Ausgangspunkt für zwei der aktuellen Bundeswehraffären. Im Dezember war ein deutscher Soldat dort durch einen Schuss aus der Waffe eines Kameraden getötet worden. Dem Verteidigungsministerium waren im Zusammenhang mit dem Fall Informationspannen unterlaufen. Die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen laufen noch.
Ebenfalls noch nicht aufgeklärt ist die Feldpost-Affäre. Rund drei Dutzend Briefe, die aus und in die Bundeswehrlager in Afghanistan verschickt wurden, sollen geöffnet worden oder verschwunden sein. Ein großer Teil der Briefe kam aus dem OP North. Auch dazu laufen staatsanwaltschaftliche Ermittlungen.
Guttenberg war am Mittwoch kurz nach einer Kabinettssitzung in Berlin nach Afghanistan aufgebrochen. Nur wenige Stunden vorher waren Plagiatsvorwürfe gegen ihn bekanntgeworden. In seiner Doktorarbeit von 2007 hat er mehrere Passagen aus Texten anderer Autoren nicht als Zitate gekennzeichnet.
Die Reise nach Baghlan war aber schon länger geplant. Guttenberg hat sich vorgenommen, die deutschen Soldaten in Afghanistan alle zwei Monate zu besuchen, um sich über die dortige Lage zu informieren. Es handelt sich um seine neunte Afghanistan-Reise seit seinem Amtsantritt im Herbst 2009. Zuletzt war er Mitte Dezember innerhalb weniger Tage zuerst mit seiner Frau Stephanie und dann mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Hindukusch.
Diesmal wurde er nur von einer kleinen Delegation begleitet. Als einziger Medienvertreter soll der Herausgeber einer großen Tageszeitung dabei gewesen sein. Fotografen und Kameraleute gehörten dem Tross diesmal nicht an. Die Bundeswehr verbreitete allerdings Bilder eigener Fotografen.
Guttenberg hatte OP North bereits im vergangenen Jahr besucht. In dem Lager sind derzeit 500 Bundeswehrsoldaten stationiert. Die Sicherheitslage in der Region hat sich in den vergangenen Monaten deutlich verbessert. Seit mehreren Wochen gab es dort nach Angaben des Einsatzführungskommandos in Potsdam keine Gefechte mehr mit deutscher Beteiligung. „Der Raum ist relativ ruhig“, sagte ein Sprecher. Teilweise sei das zwar darauf zurückführen, dass sich die radikalislamischen Taliban wie in jedem Winter zurückgezogen hätten. Die Lage habe sich aber stärker entspannt als erwartet.
Neben dem Außenposten besuchte Guttenberg auch das Feldlager in Kundus. Noch am Nachmittag wurde er in Deutschland zurückerwartet.