Hamas bekräftigt zum 25. Geburtstag Anspruch auf ganz Palästina
Gaza (dpa) - Der Exil-Chef der Hamas, Chaled Maschaal, hat sich für eine Versöhnung mit der moderaten Palästinenserorganisation Fatah ausgesprochen.
Bei den Feiern zum 25. Gründungstag seiner radikal-islamischen Bewegung sprach er am Samstag in Gaza-Stadt in einer kämpferischen Rede zugleich erneut Israel das Existenzrecht ab. „Palästina vom Jordan bis zum Mittelmeer und vom Norden bis zum Süden ist unser Land und unsere Heimat, und wir werden niemals Zugeständnisse über auch nur einen Zoll unseres Landes machen“, wiederholte er am Samstag vor Zehntausenden jubelnden Anhängern in Gaza-Stadt altbekannte Positionen der Hamas
„Früher oder später wird Palästina wieder uns gehören und niemals den Zionisten (Israel) überlassen werden“, fügte Maschaal hinzu. Zuvor war er zur Überraschung der Zuschauer einer auf dem Podium aufgebauten Raketenattrappe entstiegen. Die Hamas sprach von einer halben Millione Teilnehmern - viele mit den grünen Fahnen der Hamas.
Im zweiten Teil seiner Rede lobte Maschaal ausdrücklich die vom moderaten Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas gegen den Widerstand Israels und der USA durchgesetzte Anerkennung Palästinas als UN-Beobachterstaat. „Wir erachten seinen UN-Antrag auf Anerkennung eines Staates (Palästina) als kleinen, aber sehr wichtigen Schritt, die Rechte des palästinensischen Volkes durchzusetzen“, betonte der Hamas-Exil-Chef. Abbas und seine im Westjordanland regierende Fatah haben Israels Existenzrecht in den Grenzen von vor dem Sechs-Tage-Krieg von 1967 anerkannt und damit auf große Teile Palästinas verzichtet, die Maschaal beansprucht.
Der Hamas-Chef sprach sich für eine rasche Versöhnung der seit der blutigen Vertreibung der Fatah durch die Hamas aus dem Gazastreifen 2007 verfeindeten Organisationen aus. Ägypten stehe Hilfe stellend bereit. „Es ist Zeit, die Zeit der Trennung hinter uns zu lassen und ein neues Kapitel palästinensischer Einheit aufzuschlagen“, sagte er. Für die Hamas sei der Zwist zwischen beiden Gruppen eine Katastrophe: „Von dieser Stelle aus sage ich, dass die Versöhnung das Ziel der Hamas ist“.
Maschaal war am Vortag zum ersten Mal in seinem Leben in den Gazastreifen gereist. Bei seiner Ankunft küsste er die Erde und pries unter Tränen den Widerstandswillen der Bevölkerung gegen Israel. Die Feiern zum Jahrestag der Hamas-Gründung am 14. Dezember 1987 waren wegen des Besuchs eigens vorverlegt worden.
„Gaza zu besuchen ist wie meine dritte Wiedergeburt“, sagte der 56-Jährige, der im Alter von elf Jahren mit seinen Eltern vor den Israelis aus dem Westjordanland, wo er geboren wurde, geflohen war. Als zweite Geburt nannte er am Vortag einen knapp überstandenen israelischen Attentatsversuch: „Ich hoffe, dass ich meine vierte Wiedergeburt habe, wenn wir ganz Palästina befreit haben“.
Der Mann mit dem silbergrauen Bart gilt vielen trotz der markigen Worte als Vertreter einer eher pragmatischen Linie und hat in der Vergangenheit einen langfristigen Waffenstillstand von bis zu 20 Jahren mit Israel vorgeschlagen, um die Lösung des Konflikts der nächsten Generation beider Seiten zu überlassen.
Die in Israel, den USA und Westeuropa - nach vielen Selbstmordanschlägen gegen Israelis in früheren Jahren - als terroristische Organisation eingestufte Hamas tut derzeit alles, um den Ende November mit Israel nach achttägigem blutigem Konflikt vereinbarten Waffenstillstand einzuhalten.
Unterdessen wies Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) bei einem Besuch im Westjordanland Darstellungen zurück, er werte mit seinem Besuch in den Palästinensergebieten die Hamas auf. Die Hamas sei völlig zu Recht im Westen als Terrororganisation gelistet und daher kein Partner für die politische Kooperation bei einer Zwei-Staaten-Lösung, sagte Niebel am Samstag in Nablus.