Haus des deutschen Botschafters in Athen beschossen
Athen/Berlin (dpa) — Im Euro-Krisenland Griechenland haben Unbekannte Dutzende Schüsse auf die Residenz des deutschen Botschafters abgefeuert.
Bei dem am frühen Montagmorgen mit einem oder mehreren Kalaschnikow-Sturmgewehren verübten Anschlag im Athener Vorort Chalandri wurde niemand verletzt. Eine der Kugeln schlug in einem Kinderzimmer der Familie von Botschafter Wolfgang Dold ein. Die Polizei vermutete die Täter im linksextremen Spektrum. Die von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) geforderte Sparpolitik ist im hoch verschuldeten EU-Mitgliedsland Griechenland äußerst unpopulär.
Die Polizei stellte 60 Patronenhülsen und zahlreiche Projektile sicher, berichteten griechische Medien. Eines davon sei im Schlafzimmer von Dolds Tochter gefunden worden, ein weiteres habe in der Jalousie eines benachbarten Apartmenthauses gesteckt. Auch neben dem Botschafts-Emblem schlug eine Kugel ein. Im Fernsehsender „Mega“ sagte ein Augenzeuge, dass vier Männer die Tat begangen hätten. Nur einer habe geschossen. In den Medien war unter Berufung auf Polizeiquellen von mindestens zwei Waffen die Rede.
Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) verurteilte den Anschlag scharf. „Das ist ein Vorfall, den wir sehr ernst nehmen. Nichts, aber auch gar nichts kann einen solchen Angriff auf einen Vertreter unseres Landes rechtfertigen“, teilte er am Montag in Berlin mit. Der Außenminister betonte, es werde den Tätern nicht gelingen, „die guten Beziehungen zwischen Deutschland und Griechenland und zwischen Deutschen und Griechen kaputt zu machen“.
Regierungssprecher Steffen Seibert berichtete vor der Bundespressekonferenz, Griechenlands Ministerpräsident Antonis Samaras habe wegen des Vorfalls mit Bundeskanzlerin Merkel telefoniert. Die Bundesregierung wünsche Griechenland in den nächsten sechs Monaten eine gute EU-Präsidentschaft. Griechenland könne dabei mit der Unterstützung Deutschlands rechnen.
Die Nachricht von dem Anschlag löste zahlreiche Reaktionen in der griechischen Öffentlichkeit aus. Gleich am Morgen telefonierten Premierminister Samaras und der Minister für öffentliche Ordnung mit Botschafter Dold. Der griechische Außenminister Evangelos Venizelos bedauerte im Telefongespräch mit dem Botschafter den Angriff. Er habe „Abscheu und die absolute Verurteilung dieses feigen Terroraktes durch die griechische Regierung“ zum Ausdruck gebracht“, teilte das Außenamt in Athen mit.
Der stellvertretende Außenminister Dimitris Kourkoulas eilte zum Tatort. „Es gibt Leute, die nicht wollen, dass Griechenland aus der Krise herauskommt, und die versuchen, diesen Kurs zu torpedieren“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa.