Leichen von syrischen Protestlern im Meer versenkt
Istanbul (dpa) - Angehörige der syrischen Sicherheitskräfte sollen nach unbestätigten Berichten Leichen von getöteten Regimegegnern in Containern im Mittelmeer versenkt haben.
Diese Container seien am vergangenen Wochenende mit kleinen Schiffen der Marine aufs offene Meer gefahren und dann versenkt worden, sagten Oppositionelle aus der Küstenstadt Latakia bei einem Treffen mit Justizvertretern in der türkischen Metropole Istanbul. Sie beriefen sich auf Anwohner, die dies beobachtet haben wollen. Ihren Angaben zufolge begannen die Sicherheitskräfte mit dieser Praxis nachdem Berichte über Massengräber in der Unruheprovinz Daraa an die Öffentlichkeit gedrungen waren.
Die jungen Oppositionellen gehören zu einer Gruppe von rund 30 Exil-Syrern, die bei der Staatsanwaltschaft im Istanbuler Bezirk Sultanahmet wegen Völkermordes gegen Präsident Baschar al-Assad und 58 weitere syrische Funktionäre Anzeige erstatteten. Vor dem Justizpalast hielten sie Plakate mit der Aufschrift „Assad-Familie, wir werden euch die Rechnung präsentieren“ hoch.
„Der Staatsanwalt hat uns versichert, dass er die Klage annehmen wird, und wir hoffen, dass wir das syrische Regime nachdem die Europäer Sanktionen verhängt haben, noch weiter isolieren können“, erklärte Chalid Chodscha, einer der Aktivisten.
Nach Angaben von lokalen Menschenrechtsgruppen wurden seit Beginn der Demonstrationen Mitte März mehr als 1000 Menschen getötet, die meisten von ihnen waren unbewaffnete Demonstranten. Etwa 8000 Menschen gelten nach Angaben der Opposition als vermisst. Die Demonstranten, die zunächst nur demokratische Reformen gefordert hatten, wollen nun den Sturz des Regimes erreichen.