Nicolas Sarkozy genießt seine Glückssträhne
Der Absturz seines Rivalen, Carlas Babyglück und der G8-Gipfel im eigenen Land — der Präsident schöpft Hoffnung für die Wahl 2012.
Paris. Die Zeremonienmeister des Elysée-Palasts zählen zu den besten ihrer Zunft. Dieses Heer aus Protokollbeamten und PR-Spezialisten, Beratern und Pressesprechern hat nur eines im Sinn: das Staatsoberhaupt so prachtvoll wie möglich in Szene zu setzen. So wie morgen und am Freitag beim G8-Gipfel in Deauville, der das angekratzte Image Nicolas Sarkozys wieder aufpolieren soll.
Nach einer Pleiten-Serie schon politisch totgesagt, scheint Frankreichs Präsident nun eine echte Glückssträhne erwischt zu haben. Eine, die selbst die optimistischsten Drehbuchschreiber des Elysée nicht für möglich gehalten haben dürften. Es ist der abgrundtiefe Sturz seines Rivalen Dominique Strauss-Kahn, der das politische Koordinatensystem Frankreichs krachend verschoben hat.
Vor kurzem noch spürte Sarkozy den heißen Atem des Rivalen. Hatte doch eine Umfrage nach der anderen die deprimierende Gewissheit geliefert: Wenn DSK, wie die Franzosen Strauss-Kahn nennen, bei der Wahl in knapp einem Jahr antritt, küren sie den Hoffnungsträger der Sozialisten zum siebten Präsidenten der Fünften Republik. Als IWF-Chef hätte DSK dem Präsidenten und G8-Gastgeber jetzt sogar die Gipfel-Show stehlen können. Doch nach dem Sex-Skandal sorgt der unter Hausarrest stehende und politisch erledigte Ex-IWF-Chef nur noch für Schlagzeilen, die um elektronische Fußfesseln und Samenspuren kreisen.
Jetzt ist der Weg in Deauville frei für die fulminante „One-Man-Show“ des Nicolas Sarkozy. Denn neben wohlklingenden Kommuniqués wird das Spektakel ihm vor allem eines liefern: reichlich Fotos mit den Mächtigsten der Welt. Dass dann am Rand des Gipfels wohl noch milliardenschwere Aufträge für Frankreichs Werften abfallen, dürfte das glanzvolle Spektakel abrunden.
Die vom Präsidenten herbeigesehnte Macht der Bilder entfaltet ihre volle Wirkung jedoch erst, wenn Frankreichs Première Dame mit Bäuchlein über den roten Teppich von Deauville schreitet. Carla Bruni ist schwanger, darüber spricht ganz Paris.
Wendet sich das Blatt für Nicolas Sarkozy nun zum Guten — bis zur Wiederwahl 2012? Die Sozialisten umtreibt die kniffelige Frage, wen sie ins Rennen schicken sollen. In Frage kommen nur noch Parteichefin Martine Aubry und ihr Vorgänger François Hollande. Doch Politikwissenschaftler weisen auf einen besonderen Wesenszug der Franzosen hin: auf ihr Faible für den scheinbar Schwächeren. Meinungsumfragen bestätigen, wie stark die Abneigung gegen Nicolas Sarkozy immer noch ist. Sie sehen François Hollande vor Martine Aubry — und beide vor dem Hausherrn im Elysée.