Mutmaßlicher Organisator im Fall Politkowskaja gefasst
Moskau (dpa) - Knapp fünf Jahre nach dem Mord an der kremlkritischen russischen Journalistin Anna Politkowskaja ist einer der mutmaßlichen Hintermänner festgenommen worden. Der Ex-Polizist Dmitri P. habe gegen Bezahlung von einem Unbekannten den Mordauftrag angenommen.
Das sagte der Sprecher der Ermittlungsbehörde, Wladimir Markin, am Dienstag nach Angaben der Agentur Interfax. Dann habe er dem mutmaßlichen Mörder Rustam Machmudow Geld, eine Pistole und einen Schalldämpfer besorgt. Machmudow war Ende Mai festgenommen worden.
Die Anwältin von Politkowskajas Familie, Anna Stawizkaja, sprach von einem „Wendepunkt“. „Wir werden sicherstellen, dass alle, die an diesem Mord beteiligt waren, zur Rechenschaft gezogen werden.“
Im ersten Prozess 2008 sei Dmitri P. noch als Zeuge der Staatsanwaltschaft aufgetreten, berichtete Nadeschada Prussenkowa von der regierungskritischen Zeitung „Nowaja Gaseta“, für die Politkowskaja gearbeitet hatte. „Damals sagte er, dass er von dem Mord von den Angeklagten erfahren habe. Aber jetzt haben die Ermittler Grund zur Annahme, dass er ein Komplize war.“
Die Anwältin Stawizkaja sagte: „Wir hatten schon lange den Verdacht, dass er involviert sein könnte.“
Machmudow soll die mit internationalen Preisen ausgezeichnete Politkowskaja am 7. Oktober 2006 kaltblütig vor ihrer Wohnungstür in Moskau erschossen haben. Zuvor soll er sie drei Tage lang ausspioniert haben. Die Journalistin hatte wiederholt über Auftragsmorde, Folter und Entführungen in der Konfliktregion Nordkaukasus geschrieben.
Im ersten Prozess waren zwei Brüder Machmudows sowie ein Ex-Polizist aus Mangel an Beweisen freigesprochen worden. Der Fall der im Alter von 48 Jahren ermordeten Politkowskaja gilt als Symbol für die Verfolgung regierungskritischer Journalisten in Russland. Sie war die schärfste Kritikerin des damaligen Präsidenten und heutigen Regierungschefs Wladimir Putin.