Tripolis feiert das Ende des Gaddafi-Regimes
Rebellen bereiten sich auf die Übernahme der Macht in Libyen vor. Vom Despoten gibt es keine Spur.
Tripolis. Historischer Umsturz in Libyen: Nach 42 Jahren ist das Regime von Muammar al-Gaddafi zusammengebrochen, die Rebellen rüsten sich für die Übernahme der Macht. Die Aufständischen haben weite Teile der Hauptstadt Tripolis erobert und zentrale Institutionen übernommen. Um die Residenz Gaddafis tobten am Montag noch heftige Gefechte.
Wo sich der Despot aufhielt, blieb völlig unklar. Der Übergangsrat kündigte an, er wolle Gaddafi lebend fassen: Die Welt solle Zeuge eines Prozesses gegen den Diktator werden. Die USA vermuten ihn in Libyen. „Wir haben keine Informationen darüber, dass er das Land verlassen hat“, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums.
Zwei Söhne des Diktators waren bereits am Sonntagabend in Tripolis festgenommen worden, ein dritter wurde unter Hausarrest gestellt. Der Internationale Strafgerichtshof sprach gestern mit den Rebellen über eine Überstellung von Gaddafi-Sohn Saif al-Islam. Regierungschef Al-Baghdadi Al-Mahmudi soll sich derweil nach Tunesien abgesetzt haben.
Staatsführer in aller Welt forderten Gaddafi zur sofortigen Kapitulation auf und sagten dem Wüstenstaat Hilfe beim Wiederaufbau zu. Dazu soll auch rasch das Milliardenvermögen des Gaddafi-Regimes freigegeben werden, das auf Konten im Ausland liegt — allein in Deutschland mehr als sieben Milliarden Euro.
Falls es eine UN-Friedensmission in Libyen geben sollte, will die Bundesregierung laut Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) auch eine Beteiligung der Bundeswehr „konstruktiv“ prüfen.
Der Übergangsrat der Rebellen bereitet sich darauf vor, von Bengasi nach Tripolis umzuziehen. Die Führung der Aufständischen bemühte sich, Plünderungen und die Zerstörung öffentlicher Einrichtungen in Tripolis zu verhindern.
Rebellen bewachten unter anderem das Gebäude der staatlichen Ölgesellschaft im Zentrum. Nach Angaben regimekritischer Medien wurden etwa 900 Häftlinge aus dem Gefängnis Ain Zara bei Tripolis befreit. Die meisten von ihnen seien politische Gefangene, hieß es.