Papst zum Weltjugendtag in Rio

Rio de Janeiro (dpa) - Franziskus unter dem Zuckerhut: Vier Monate nach seiner Wahl zum Oberhaupt der katholischen Weltkirche ist der Papst für einen knapp einwöchigen Besuch Brasiliens in Rio de Janeiro eingetroffen.

Präsidentin Dilma Rousseff empfing den argentinischen Papst am Montag am Flughafen. Franziskus ist zum katholischen Weltjugendtag nach Rio gekommen, das an diesem Dienstag beginnt. Zu dem Jugendtreffen mit Franziskus (76) werden bis zu zwei Millionen Pilger erwartet. Es endet am Sonntag mit einer großen Messe weit vor den Toren Rios.

Für den Argentinier Jorge Mario Bergoglio ist es die erste Auslandsreise in seinem Pontifikat. In der Stadt am Zuckerhut ist in diesen Tagen ein massives Polizei- und Militäraufgebot im Einsatz. Schon am Montag waren kleinere Proteste erwartet worden, die sich aber nicht gegen den Kirchenführer aus Rom richten sollten, sondern vielmehr gegen die Korruption in dem südamerikanischen Land.

Während des Flugs twitterte der 76-jährige Papst: „Ich komme in einigen Stunden in Brasilien an und mein Herz ist bereits voll Freude, weil ich bald bei Euch bin, um den 28. Weltjugendtag zu feiern.“ Vor den etwa 70 mitreisenden Journalisten, die er einzeln begrüßte, gab er gleich ein soziales Thema für seine Tage in Rio vor: Es dürfe nicht sein, dass durch die Wirtschaftskrise eine ganze junge Generation ins Abseits gestellt werde. Sie brauche Zukunft, Arbeit zu haben sei wichtig für die Würde einer Person, sagte er.

Franziskus hatte vorige Woche die Agenda in Rio kurzfristig geändert. Anders als geplant wollte er nach seiner Ankunft am Internationalen Flughafen von Rio nicht direkt zum Palácio Guanabara, dem Sitz des Gouverneurs, fliegen. Vielmehr wollte er zunächst im offenen und ungepanzerten Geländewagen durch einige Straßen im Zentrum Rios fahren, um dort die Menschen zu begrüßen.

Das Zentrum der Sechs-Millionen-Stadt war im Juni Schauplatz von Anti-Korruptions-Protesten, an denen bis zu 300 000 Menschen teilnahmen. Dabei war es nachts auch zu massiven Straßenschlachten mit der Polizei gekommen.

Die Internet-Hackergruppe Anonymous rief für Montag und Freitag zu Demonstrationen auf - unter dem Motto „Große Papst-Aktion: Sieh, wie sie uns behandeln.“ Die Gruppe betonte aber, dass sich die Proteste nicht gegen den Papst oder die Kirche, sondern gegen die Verschwendung öffentlicher Gelder in Brasilien richteten. „Die Idee ist, die Anwesenheit des Papstes, der Touristen und der Weltpresse während der Feier im Stadtteil Copacabana zu nutzen“, erklärten die Organisatoren.

Während des Papst-Besuches sind nach Medienberichten von Montag fast 30 000 Sicherheitskräfte im Einsatz, darunter mehr als 10 000 Soldaten aller Waffengattungen. Am Dienstag will sich Franziskus aber zunächst in seiner Residenz ausruhen, tags darauf den entfernt gelegenen Marienwallfahrtsort Aparecida besuchen. Von Donnerstag an ist sein Programm dann wesentlich vom Weltjugendtag in Rio geprägt.

Der Pontifex wird am Donnerstag an der Copacabana die Teilnehmer des Weltjugendtags begrüßen. Zum „Papst-Willkommen“ werden 1,5 Millionen Menschen am Strand erwartet. Gleichentags gibt es noch eine Programmänderung: Er trifft Tausende aus seinem Heimatland Argentinien angereiste Pilger auf einem Platz im Zentrum von Rio.