Republikaner kritisieren Romney

Ex-Präsidentschaftskandidat steht politisch im Abseits.

Washington. Eben noch war Mitt Romney der Hoffnungsträger der Republikaner. Kaum ein Parteifreund zweifelte an seinen Siegchancen bei der US-Präsidentenwahl gegen Amtsinhaber Barack Obama.

Manche malten sich bereits in herrlichsten Farben die konservative Wende im Weißen Haus aus. Keine zwei Wochen später ist der Multimillionär in den eigenen Reihen so ziemlich der größte Buhmann seit Ex-Präsident George W. Bush. Einstige Unterstützer verwandelten sich im Rekordtempo zu massiven Kritikern: Viele wollen den Wahlverlierer ganz schnell von der Politikbühne verschwinden sehen.

Grund für den Verdruss: Romney brachte es vor wenigen Tagen in seinen ersten öffentlichen Äußerungen seit dem düsteren Wahlabend am 6. November fertig, sich völlig uneinsichtig gegenüber eigenen Fehlern zu zeigen.

In einer Telefonkonferenz mit Spendensammlern für seine Kampagne machte er „Geschenke“ des Amtsinhabers Obama an die Wähler — allen voran an Schwarze, Latinos, junge Leute und alleinstehende Frauen — für seine Niederlage verantwortlich. Es war beides, die Wortwahl und der konkrete Fingerzeig auf Minderheiten, was selbst Romney-Anhänger erzürnte.

„Wir müssen aufhören, eine dumme Partei zu sein, und das heißt, wir müssen aufhören, dumme Kommentare abzugeben“, meinte der Gouverneur von Louisiana, Bobby Jindal, zu den Äußerungen. Der Republikaner weiß, dass seine Partei ohne die Stimmen der Schwarzen, Latinos, jungen Leute und alleinstehenden Frauen auch in vier Jahren keine Chance auf die Präsidentschaft haben dürfte.

Denn das war die Haupterkenntnis der zurückliegenden Schlacht ums Weiße Haus: Die weiße Wählerschaft schrumpft, die anderen Gruppen wachsen. Romney wie die Partei haben den Trend voll verpasst. Schon mitten im Wahlkampf hatte der Multimillionär auf einem heimlich gefilmten Video eine Seite von sich gezeigt, die viele Amerikaner verstörte.

Damals tat er die 47 Prozent der Bevölkerung, die laut Umfragen zu der Zeit Obama wählen wollten, als Bittsteller für Sozialleistungen ab. Später ruderte er mit aller Kraft zurück, um den Schaden zu begrenzen.

Am Ende erhielt Obama rund 3,5 Millionen mehr Wählerstimmen als Romney. Bei dieser Zahl sahen die Republikaner rasch ein, dass böses Nachtreten nicht angemessen ist. Umso mehr verärgert sie die Grätsche ihres einstigen Spielführers.

„Wir müssen uns auf die Zukunft konzentrieren und keine Entschuldigungen für die Vergangenheit machen“, stellte der Gouverneur von Iowa, Terry Branstad, klar. Die „Washington Post“ übersetzt solche und ähnliche Aussagen der Republikaner als klare Ansage für Romney: „Danke fürs Mitspielen. Und jetzt verschwinde.“