Tote und Gewalt bei Protesten in arabischen Staaten

Damaskus/Sanaa/Kairo (dpa) - Erneut Tote und Verletzte bei Demonstrationen in der arabischen Welt: Bei Protesten für demokratische Reformen ist die Staatsmacht in mehreren arabischen Staaten am Freitag brutal vorgegangen.

In Syrien gab es wieder Tote, als die Sicherheitskräfte auf Demonstranten schossen. In Jordanien wurden dutzende Menschen durch Wasserwerfer verletzt. Im Jemen stemmten sich starke Polizei- und Armeeverbände zunächst zwischen Zigtausende Regierungsgegner und Regimeanhänger.

Einen Tag nachdem Syriens Präsident Baschar al-Assad ein Reformpaket versprochen hatte, eröffnete die Polizei am Freitag erneut das Feuer auf Demonstranten. Nach Angaben aus Oppositionskreisen wurden in der Stadt Al-Sanamien südlich von Damaskus 23 Zivilisten erschossen, die auf dem Weg in die Provinz Daraa waren, um die Demonstranten dort zu unterstützen. Unabhängige Angaben zur Zahl der Opfer lagen nicht vor. Die Opposition sprach auf ihren Websites von 140 Verletzten. Ein Augenzeuge sagte der Nachrichtenagentur dpa, er habe mehrere Verletzte gesehen.

In der Stadt Daraa und den umliegenden Dörfern wurden am Freitag nach Angaben von Anwohnern zehn „Märtyrer“ begraben, die am Mittwoch von der Polizei erschossen worden waren. Nach offiziell unbestätigten Berichten wurden bei den blutigen Übergriffen mindestens 80 Menschen getötet. Den Trauerzügen schlossen sich nach Schätzungen von Augenzeugen fast 20 000 Menschen an.

Auch in anderen syrischen Städten gingen nach dem Freitagsgebet erneut Tausende von Menschen auf die Straße, um für Meinungsfreiheit und Demokratie zu demonstrieren. Protestkundgebungen, die teilweise von der Polizei aufgelöst wurden, gab es unter anderem in der Stadt Homs, in Duma, Latakia und der Hauptstadt Damaskus. Nach Informationen des Senders Al-Arabija kam es erneut zu Festnahmen.

Aus Jordanien wurden rund 100 Verletzte gemeldet, wo die Polizei eine Kundgebung der Opposition auf dem Nasser-Platz in Amman gewaltsam und mit Unterstützung von Wasserwerfern auflöste. Die überwiegend jugendlichen Demonstranten, die keiner Partei oder politischen Gruppierung angehören, hatten Neuwahlen unter demokratischen Bedingungen gefordert. Schon in der Nacht waren rund 30 Demonstranten verletzt worden, als sie von Regimeanhänger mit Steinen beworfen wurden. Die Sicherheitskräfte griffen dabei nicht ein.

Am Mittag kamen in Amman Tausende Regimeanhänger zu einer Gegenkundgebung zusammen. Rund zehntausend jugendliche Anhänger von König Abdullah II. demonstrierten in einer westlichen Vorstadt, um ihre Unterstützung für die haschemitische Monarchie auszudrücken. Die Kundgebung war vom jordanischen Unterrichtsministerium und anderen Regierungseinrichtungen organisiert worden.

Im Jemen signalisierte der umstrittene Präsident Ali Abdullah Salih in einer Rede vor seinen Unterstützern seine Rücktrittsbereitschaft, schloss aber zugleich einen Dialog mit der Opposition kategorisch aus. Der angedeutete Rückzug von der Macht blieb nebulös. „Ich bin bereit, die Macht abzugeben, aber nur in sichere Hände“, sagte Salih. Diese sicheren Hände müssten vom Volk gewählt sein. Der Opposition traue er nicht, sagte er, da diese eine „kleine Minderheit von Drogenhändlern“ sei.

Die jemenitische Opposition versammelte sich trotz des vor einer Woche verhängten Ausnahmezustands zu einer Massenkundgebung unter dem Motto „Tag des Abschieds“, um den Rücktritt des Präsidenten zu erzwingen. Zwischen den Demonstrationszügen waren starke Polizei- und Armee-Einheiten aufmarschiert.

Ein Salih-Anhänger schoss von einem Hausdach auf die Kundgebung auf dem Taghier-Platz. Seine Kugel verletzte einen Soldaten. Der Heckenschütze wurde daraufhin festgenommen, berichteten Augenzeugen. Vor einer Woche hatten regimetreue Heckenschützen auf diese Weise 53 Demonstranten getötet und über 240 verletzt.