Landessynode „Eintreten für die, die am Rande stehen“
Bad Neuenahr · Analyse Bei der Landessynode skizziert der Präses drängende Themen: Flüchtlinge, Kirchenasyl, Armut, Pränataldiagnostik.
Normalerweise ist der Bericht des Präses auf einer Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland (Ekir) der erste große inhaltliche Aufschlag zum Jahresbeginn. Doch als Manfred Rekowski diesmal am Montagmorgen in Bad Neuenahr ans Mikrofon trat, lagen schon drei Tage einer erstmals vorgeschalteten Jugendsynode hinter ihm – mit entsprechenden Beschlüssen. Die veränderungsbereite Kirche, die er in seinem Bericht skizzierte und beschwor, hatte im vorangegangenen Zusammentreffen von Jugendlichen und Landessynodalen bereits eine mögliche Gestalt angenommen.
Die Jugendsynode hatte am Ende ihrer Premierentagung verbindliche Formen der Teilhabe junger Menschen im Gemeindeleben und den kirchlichen Gremien eingefordert. Zudem drängten die Jugendsynodalen darauf, gerade die Schutzbedürftigkeit minderjähriger Flüchtlinge in den Blick zu nehmen und die Seenotrettung zu unterstützen, Kinder-, Jugend- und Familienarmut zu bekämpfen und junge Menschen an der geplanten Mittelvergabe zur Erprobung neuer Gemeindeformen zu beteiligen.
Vieles davon griff Rekowski in seinem Bericht zu Beginn der sechstägigen Landessynode auf. Doch an den Anfang stellte er den Appell, dass bei allen Aktivitäten und Positionierungen der Kirche nicht verborgen bleibe, „von wem und von welcher Hoffnung wir uns dabei bewegen lassen“. Christen seien „proaktive Erfüllungsgehilfinnen und -gehilfen Gottes“, zitierte er einen Aufruf des Ökumenischen Rates der Kirchen. Gerade vor diesem Hintergrund kritisierte Rekowski das Drama um die 32 Flüchtlinge auf dem Rettungsschiff „Sea-Watch 3“ scharf. Der Präses dankte auch ausdrücklich allen, die sich für das Kirchenasyl engagieren und es gewähren – als Zeichen des Wagemuts gegen den Gleichmut.
Früherkennung des Down-Syndroms und die Folgen
Rekowski mahnte, auch in Zeiten des Wirtschaftswachstums dürften Kirchen und Sozialverbände nicht nachlassen, „für die Perspektive derer einzutreten, die in unserer Gesellschaft am Rande stehen“. Das gelte beispielsweise für den großen Prozentsatz der Kinder, die unter Hartz-IV-Bedingungen aufwüchsen.
In der Frage, ob die nichtinvasive Pränataldiagnostik eine Regelleistung der Krankenkassen werden soll, warnte Rekowski vor Routinen und Automatismen, „deren Folge es vermutlich sein wird, dass Menschen mit den entsprechenden genetischen Erkrankungen einfach nicht mehr zur Welt kommen“. Er bezog sich dabei beispielsweise auf die Früherkennung des Down-Syndroms. „Wir müssen die Zielvorstellung einer inklusiven Gesellschaft auch bei genetischen Erkrankungen aufrechterhalten“, sagte er unter dem Beifall der etwas mehr als 200 Vertreter aus den 37 Kirchenkreisen der Ekir.
Aufhorchen ließ eine Bemerkung Rekowskis, die im Redemanuskript nicht vorgesehen war. Im Passus über eine veränderungsbereite Kirche sprach er davon, er sei 2013 als Präses gewählt worden, „der nur das kann, was er kann“. 2021, wenn die Ekir ihren Spitzenrepräsentanten neu wählt, dürfe es keinen Automatismus geben. Auf Nachfrage erklärte er, er habe im Zusammenhang mit den Presbyteriumswahlen im März am persönlichen Beispiel darauf verweisen wollen, dass Wahlen immer eine Gelegenheit für Weichenstellungen seien, „ohne dass ich damit abschließend irgendwelche Festlegungen getroffen hätte. Das ist ja auch nicht meine Entscheidung.“