Bundespräsident in Erklärungsnot
Christian Wulff hat einen privaten Kredit über 500 000 Euro aufgenommen. Dem Landtag verschwieg er das Darlehen.
<p>Hannover/Berlin. Alles begann damit, dass Christian Wulff und seine Frau Bettina in ein Eigenheim ziehen wollten. Im Oktober 2008 soll der damalige niedersächsische Ministerpräsident mit der Ehefrau des Osnabrücker Unternehmers Egon Geerkens einen privaten Kreditvertrag über 500 000 Euro geschlossen haben. Damit kauften die Wulffs ein Einfamilienhaus.
Solche Geschäfte zwischen Politikern und Geschäftsleuten sind nicht verboten. Die Beteiligten setzen sich jedoch oft dem Verdacht der Einflussnahme und der Frage nach Gegenleistungen aus. Die Opposition wirft Wulff nun vor, nicht die Wahrheit über das Darlehen gesagt zu haben.
Gute Kontakte zur Wirtschaft und zu Unternehmern waren für Wulff als Ministerpräsident selbstverständlich. Mehrfach geriet er wegen angeblicher Freundschaftsdienste in die Kritik. Trotz stetiger Kritik seitens der Landtagsopposition suchte Wulff die Nähe zu Wirtschaftsgrößen. Zu den befreundeten Geschäftsleuten gehört auch Egon Geerkens, der erst mit Schrott und dann mit Schmuck sein Vermögen gemacht hat. Schon 1988, bei Wulffs erster Hochzeit, war Geerkens als Trauzeuge dabei. Weihnachten 2009 erholten sich die Wulffs in dessen Villa in Florida. Zunächst machte nur der Flug dorthin Ärger. Kostenlos wurde Wulff von Air Berlin in die luxuriösere Business Class umgebucht — aus Sicherheitsgründen, hieß es. Nachdem Medien die Geschichte publik machten, trat Wulff die Flucht nach vorn an. Schnell zahlte er die Zusatzkosten. Formal ist ihm nichts vorzuwerfen.
Doch der Flug nach Florida war den Grünen in Hannover Anlass für eine Anfrage: Sie wollten wissen, ob Wulff geschäftliche Beziehungen zu Geerkens oder einer Firma mit Geerkens Beteiligung gehabt habe. Nein, lautete die Antwort. Das Darlehen von Geerkens Frau Edith verschwieg Wulff. Zudem soll er den Kredit im Februar 2010, wenige Tage nach der Anfrage im Landtag, durch einen Kredit bei der BW Bank in Stuttgart abgelöst haben.
Die Opposition in Berlin und Hannover fühlt sich getäuscht. „Christian Wulff hat den niedersächsischen Landtag nicht belogen. Aber er hat nicht die ganze Wahrheit gesagt“, meint SPD-Fraktionsgeschäftsführer Thomas Oppermann in Berlin.
Der 67-jährige Geerkens findet nichts dabei, dass seine Frau Wulff eine halbe Million Euro geliehen hat: „Christian musste sein Leben neu ordnen, und jeder weiß, dass Scheidungen teuer sind“, begründete er den Darlehens-Deal.