Bundeswehr ist bereit für den Cyber-Krieg

Die Armee kann sich gegen Angriffe im Netz wehren — und jetzt auch eigene starten.

Berlin. Die Mitglieder des Verteidigungsausschusses im Bundestag staunten nicht schlecht, als sie den Bericht des Verteidigungsministeriums zum Thema Cyber-Krieg auf den Tisch bekamen. Das sechsseitige Papier enthielt eine Botschaft, die vielen neu war.

Die Bundeswehr ist nicht nur mit der Abwehr gegnerischer Attacken im Internet befasst. Sie bereitet sich seit Jahren darauf vor, selbst anzugreifen. Inzwischen ist sie zu solchen Attacken in der Lage: „Eine Anfangsbefähigung zum Wirken in gegnerischen Netzwerken wurde erreicht“, heißt es in dem Bericht.

Was das genau heißt, wird nicht erläutert. Bekannt ist bisher lediglich, dass die Abteilung der Bundeswehr bereits seit fünf Jahren aufgebaut wird und dem Kommando Strategische Aufklärung in Gelsdorf bei Bonn angegliedert ist. Zu Übungszwecken würden „Simulationen in einer abgeschlossenen Laborumgebung“ durchgeführt, heißt es in dem Bericht.

Die Einheit arbeitet demnach strikt getrennt von den für die Abwehr von Internet-Attacken zuständigen Abteilungen. Alles andere stuft das Ministerium als Geheimsache ein. Selbst die Zahl der Mitarbeiter wird nicht genannt.

Die Bundeswehr hatte bereits vor 20 Jahren begonnen, sich mit Bedrohungen aus dem Internet zu befassen. 2002 wurde ein Krisen-Reaktions-Team zur Abwehr von Cyber-Attacken beim Bundesamt für Informationsmanagement und Informationstechnik der Bundeswehr eingerichtet.

Einen internationalen Präzedenzfall in Sachen Cyber-Krieg gibt es seit zwei Jahren. Der Computerwurm Stuxnet wurde auf eine bestimmte Konfiguration von Siemens-Industriesystemen zugeschnitten.

Experten gehen davon aus, dass Stuxnet entwickelt wurde, um das iranische Atomprogramm zu sabotieren. Nach unbestätigten Medieninformationen sollen die Stuxnet-Attacken von US-Präsident Barack Obama persönlich angeordnet worden sein.

Der Begriff Cyber-War ist fast 20 Jahre alt. Damals verwendeten US-Wissenschaftler ihn erstmals in einer Studie. Das Verteidigungsbündnis Nato nahm den Cyber-Krieg 2010 in ihr strategisches Konzept auf.