Dem Kiffer-Tourismus droht das Aus

Die niederländische Regierung will den Coffeeshops die Drogengeschäfte mit ausländischen Kunden verbieten. Die Polizei im deutschen Grenzgebiet freut das.

Düsseldorf. Für den Drogentourismus in den Niederlanden sollen schlechte Zeiten anbrechen: Wenn sich das neue Kabinett aus Rechtsliberalen und Christdemokraten durchsetzt, wird das Land zumindest für ausländische Besucher die längste Zeit das "Königreich für Kiffer" gewesen sein. Laut Koalitionsvertrag sollen nämlich alle Coffeeshops - noch sind es landesweit rund 670 - gezwungen werden, sich in geschlossene Clubs umzuwandeln. Mitglieder dürfen dann nur "volljährige Einwohner der Niederlande" sein. Ein vernetztes elektronisches Pass-System soll zudem verhindern, dass jemand schummelt und mehr als die erlaubten fünf Gramm Cannabisprodukte pro Tag und Person kauft.

Für die von Justizminister Ivo Opstelten verkündeten Regeln gibt es in den Gemeinden beiderseits der Grenzen viel Lob. Denn dort klagt man seit Jahren über Belästigungen durch halbstarke Kiffer aus Deutschland und Belgien.

So hat beispielsweise die vom Drogentourismus besonders stark betroffene Stadt Nettetal bereits seit zwei Jahren eine Ordnungspartnerschaft mit Bundespolizei, Zoll und Kreispolizei. Ziel: Der als "Drogenpfad" bekannte Tegelse Weg zwischen dem Bahnhof Kaldenkirchen und den Coffeeshops auf niederländischer Seite soll sicherer werden. Laut Polizei benutzen - vor allem bei schönem Wetter - größere Gruppen junger Drogentouristen den Weg. Einige urinieren in Vorgärten, hinterlassen Müll und gelegentlich kommt es auch zu handgreiflichen Auseinandersetzungen und Raubstraftaten.

Zwar sagt Polizeisprecher Bernd Klein: "Wir kommentieren keine politischen Entscheidungen - weder dies- noch jenseits der Grenze." Doch lässt er durchblicken, dass seine Kollegen von der "Einsatzgruppe Drogenpfad", die täglich mit den Drogentouristen zu tun haben, eine Schließung der Coffeeshops für deutsche Kunden begrüßen würden. Klein: "Die Zahl der Drogenschmuggler zwischen Venlo und Nettetal hat wieder zugenommen. Im dritten Quartal dieses Jahres ist die Zahl der Strafanzeigen allein am sogenannten Drogenpfad auf 54 angestiegen; im Schnitt waren es zuletzt 35 je Quartal."

Bestrebungen, den Drogentourismus einzudämmen, gibt es in den Niederlanden schon seit längerem - bislang aber ohne durchschlagenden Erfolg. Dies kann auch daran liegen, dass die Coffeeshops jährlich Millionenumsätze erzielen und Einschränkungen ihrer Geschäfte kaum akzeptieren. Gegen den Beschluss der Stadt Maastricht, weiche Drogen nur noch an Ortsansässige abzugeben, zogen die Coffeeshops sogar vor den Europäischen Gerichtshof. Ein Urteil wird noch in diesem Jahr erwartet - und es wird vermutlich gegen die Betreiber ausfallen. Und spätestens mit diesem Urteil hätte die neue Regierung freie Bahn für die Umsetzung ihrer Pläne.