Satire Die „Umweltsau“-Antwort des Kabarettisten Jürgen Becker im WDR
Düsseldorf · Der Kölner Satiriker inszeniert einen „Oma-Chor“ mit neuem Lied als Debattenbeitrag – ganz ohne Ärger des vor Wochen noch aufgescheuchten WDR.
Nein, beim WDR-Intendanten musste der Kölner Kabarettist Jürgen Becker nicht vorstellig werden. Sagt Jürgen Becker. Es reichte allein eine Absprache mit dem Redakteur der WDR-Satiresendung „Mitternachtsspitzen“, Klaus Michael Heinz, um mit der satirischen Antwort eines „Oma-Chors“ auf den inzwischen berühmten „Umweltsau-Song“ des WDR-Kinderchors am Samstag auf Sendung gehen zu können: Becker hatte den Text mit Kabarettist Wilfried Schmickler und Autor Dietmar Jacobs geschrieben und wagte sich damit als Satiriker an ein Thema, das vor Wochen die Republik in Wallung gebracht hatte: Selbst NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) geriet per Twitter in den Konflikt über die Frage, wie weit Satirefreiheit gehen könne. Sie dürfe gesellschaftliche Gruppen nicht spalten, so ein Tenor.
WDR-Intendant Tom Buhrow rief das „Umweltsau“-Werk zurück und entschuldigte sich als Intendant öffentlich. Seither steht er in der Kritik. „Ich hätte mich dafür nicht entschuldigt“, sagt Becker. Die Debatte, so der Kölner, habe „sehr schön“ viele Mechanismen freigelegt.
Becker ficht das alles nicht an. Seine jetzt gelungene Antwort, die zwölf Frauen aus dem Kölner Seniorenchor SPÄTlese und dem Erwachsenenchor St. Stephan mit Chorleiter Michael Kokott am Klavier darboten, mag ein politisches Wagnis oder nur bloße Plicht des Satirikers gewesen sein – aufgeregt hat sie niemanden. „Wir haben keine einzige Beschwerde“, sagte ein WDR-Sprecher, „das Publikum war begeistert“. Das Lied sei den üblichen WDR-Weg gegangen: „Die Autoren reichen einen Vorschlag ein, der Redakteur verantwortet.“
Becker nahm in seinem Lied auch Buhrow mit der Zeile „Unsere Enkel kriegen ganz schnell kalte Füße. Damit werden sie mal Chef beim WDR“ auf den Arm, den er grundsätzlich „für sehr sympathisch“ halte. „Ich glaube, unser Lied ist am Ende versöhnlich gewesen mit unserer Zeile an die Enkel: Denn dass sie Recht haben, das wissen wir genau“, sagte Becker am Dienstag dieser Zeitung. „Denn am Ende sind es natürlich wir, die es verbockt haben: Irgendeiner muss ja die SUVs und das Plastik, das die Meere verseucht hat, gekauft haben.“