Berlin. Die Wahlschlappen im Saarland und in Thüringen haben die CDU stark verunsichert. Doch die Parteivorsitzende, Bundeskanzlerin Angela Merkel, ließ sich davon gestern augenscheinlich nicht beeinflussen. Forderungen aus der zweiten Reihe, im Wahlkampf mehr Leidenschaft zu zeigen und Aussagen zuzuspitzen, erteilte sie eine klare Absage. Auch ein deutlicheres Bekenntnis zur FDP als Wunschpartner war ihr gestern nicht zu entlocken.
Zuvor hatte der Chef der CDU/CSU-Mittelstandsvereinigung, Josef Schlarmann, seinem Unmut freien Lauf gelassen: "Der bisherige Wahlkampf ist inhaltlich profillos", kritisierte er und fügte hinzu: "Frau Merkel sollte die letzten vier Wochen bis zur Wahl mit einem klaren Wachstums- und Beschäftigungskonzept bestreiten."
Unionsfraktions-Vize Wolfgang Bosbach (CDU) sprach mit Blick auf die Ergebnisse vom Sonntag von einem "Weckruf für alle". Nun müsse die Union eine "glasklare" Koalitionsaussage treffen. Das könne nur heißen: "Wir streben eine schwarz-gelbe Koalition an."
Auch der Vorsitzende der Jungen Union, Philipp Mißfelder, forderte ein klares Bekenntnis zur FDP als "Exklusiv-Koalitionspartner". CSU-Chef Horst Seehofer rief die Union im Endspurt bis zur Bundestagswahl zu mehr Engagement auf. CSU-Präsidiumsmitglied Manfred Weber sagte: "Merkel muss jetzt mehr zuspitzen."
Auch die FDP forderte ein klares Bekenntnis von CDU und CSU zu Schwarz-Gelb. "Wenn die Union jetzt nicht auch inhaltlich noch mal klarmacht, was sie mit uns durchsetzen möchte, dann besteht die große Gefahr, dass sie es wieder vergeigt, weil die Bürger das Gefühl nicht loswerden, dass man gerne die Große Koalition fortsetzen würde", sagte FDP-Generalsekretär Dirk Niebel.
Derweil stellte Merkel klar, sie habe nicht den Eindruck, "dass Lautstärke besonderen Eindruck auf die Wähler macht". Sie vermied es auch, die SPD anzugreifen oder das Schreckgespenst einer rot-rot-grünen Regierung im Bund heraufzubeschwören.
Mit Blick auf die Wirtschaftskrise sagte die Kanzlerin, die Frage der Gerechtigkeit spiele für die Menschen "eine sehr zentrale Rolle". Im Saarland, wo die CDU 13 Prozentpunkte verlor, wanderten nach aktuellen Zahlen der ARD 10000 CDU-Wähler zur Linkspartei.