Dispokreditzinsen: Banken kassieren ab
Wer sein Konto überzieht, muss laut Stiftung Warentest trotz Niedrigzinsen im Schnitt noch immer 10,65 Prozent zahlen.
Berlin. Viele Banken verlangen von ihren Kunden laut Stiftung Warentest noch immer zu hohe Zinsen fürs Konto-Überziehen. Wer ins Minus rutscht, muss Dispozinsen von bis zu 14,25 Prozent zahlen. Das zeigt ein Vergleich der Stiftung Warentest. Nach Ansicht der Tester müsste ein fairer Dispozins deutlich unter zehn Prozent liegen, denn die Banken selbst können sich Geld zu historisch niedrigen Konditionen leihen.
Das sei zu kurz gedacht, bemängelte die Deutsche Kreditwirtschaft. Viele Banken refinanzierten sich in erster Linie über das Kundengeschäft und nicht über die Europäische Zentralbank, bei der sie billig Geld leihen können. Die Überwachung eines Dispokredits sei aufwendiger als bei anderen Kreditarten. Weil man nicht wisse, wann und in welcher Höhe man in Anspruch genommen werde, müsse Geld vorgehalten werden.
Die Stiftung Warentest hatte die Konditionen von 1504 Banken verglichen und war auf große Unterschiede gestoßen. Der günstigste Anbieter verlangte für den Dispo 4,9 Prozent. Im Schnitt zahlten Kunden zum Stichtag 1. August 10,65 Prozent. Im Vorjahr hatten die Finanztester noch Durchschnittswerte von 11,31 Prozent ermittelt. Bei 250 Banken sei das Konto-Überziehen um mindestens einen Prozentpunkt günstiger geworden, sagte Stiftungsvorstand Hubertus Primus.
„Viele Banken nehmen weiterhin unangemessen hohe Dispo-Zinsen und sind auch nicht transparent“, kritisierte Verbraucherschutzminister Heiko Maas (SPD). Eine gesetzliche Deckelung der Dispozinsen sehen die Tester trotzdem kritisch. „Gerade Banken mit hohen Dispozinsen fahren bereits Ausweichmanöver“, sagte Primus. Der Dispozins werde gesenkt, gleichzeitig aber die Kontoführungsgebühr erhöht. dpa