Verkehr Droht dem Rheinland der Verkehrskollaps?

Angesichts maroder Brücken sehen die Industrie- und Handelskammern die wirtschaftliche Entwicklung in NRW bedroht. Der zuständige Minister beteuert: "Wir arbeiten mit Hochdruck dran."

Die Infrastruktur ist dem steigenden Verkehrsaufkommen vielerorts nicht gewachsen.

Foto: Fischer, A. (f22)

Düsseldorf. Die Industrie- und Handelskammern warnen vor einem „Verkehrskollaps im Rheinland“. Dieser werde „massive Auswirkungen auf die gesamte wirtschaftliche Entwicklung Nordrhein-Westfalens“ haben, sagt Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf als Sprecher der sieben IHK im Rheinland. Die Sperrung der Leverkusener A1-Brücke für den Lkw-Verkehr sowie die zeitweise Sperrung der A 40-Brücke Neuenkamp bei Duisburg hätten deutlich gemacht, in welch hohem Maße nicht nur die unmittelbare Region, sondern ganz NRW davon betroffen sei.

Für acht in den Zuständigkeitsbereich des Landesbetriebs Straßen NRW fallende Rheinbrücken ticke die Uhr in Richtung Teil- oder Vollsperrungen bis hin zur Komplett-Sanierung oder Neubau. Die IHK haben ein „Worst-Case-Szenario“ aufgemacht, also den dauerhaften Ausfall von Leverkusener Brücke und/oder der Brücke Neuenkamp. Danach wären die Umleitungsstrecken und das nachgelagerte Netz kaum in der Lage, den zusätzlichen Verkehr aufzunehmen. Beim dauerhaften Ausfall der Duisburger A40-Rheinquerung an Werktagen wären bis zu 44 000 Fahrzeuge mehr auf der A42 und bis zu 28 000 Fahrzeuge zusätzlich auf der A44 unterwegs. Bei einer Totalsperrung der Leverkusener Brücke würde die A46 mit bis zu 34 000 Fahrzeugen und die A4 mit bis zu 84 000 Fahrzeugen täglich mehr belastet.

Die IHK gehen davon aus, dass der Güterverkehr im Rheinland bis zum Jahr 2030 um 40 Prozent zunehmen wird. Wenn es angesichts dessen nicht gelingen sollte, Liefer- und Transitverkehre sowie Logistik-Ketten aufrecht zu erhalten, schade das Industrie und Handel in ganz NRW.

Burkhard Landers, Präsident der Niederrheinischen IHK, fordert von der Landespolitik: „Straßen und Brücken schneller planen, Baustellen besser koordinieren und Verkehre intelligent lenken. Landesregierung und Kommunen seien aufgerufen, ihre Aktivitäten zu intensivieren und besser abzustimmen. Planungs- und Genehmigungsverfahren dürften nicht zur Schwachstelle werden. Bei Engpässen seien weitere Aufgaben an private Planungs- und Projektsteuerungsunternehmen zu vergeben.

NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) betonte gegenüber unserer Zeitung: „Unsere Infrastruktur ist zu lange vernachlässigt worden. Die Rheinbrücken werden deshalb engmaschig überwacht.“ Niemand müsse sich um die Sicherheit Sorgen machen. Man wisse im Ministerium um die Dringlichkeit und arbeite mit Hochdruck an nötigen Ersatzbauten wie in Duisburg und Leverkusen.

Wüst: „Wir müssen so viel bauen, weil unsere Verkehrswege für den heutigen Bedarf zu alt, zu marode, zu klein sind.“ Um die Beeinträchtigungen durch die Baustellen so gering wie möglich zu halten, brauche man ein optimales Baustellenmanagement, das auch immer Ausweichstrecken und die anderen Verkehrsträger wie die Bahn im Blick hat. PK