Ein texanisches Barbecue für Angela

Grill-Gipfel: Bush lädt Merkel als ersten Regierungschef aus Deutschland auf seine Ranch in Crawford ein.

Washington. Bereits am Rande der UN-Vollversammlung in New York war gemunkelt worden, dass US-Präsident George W. Bush Bundeskanzlerin Angela Merkel auf seine Ranch nach Crawford, Texas, einladen wolle. Nun aber haben das Weiße Haus und das Kanzleramt die Einzelheiten festgezurrt. Am 9. und 10.November wird es auf dem weitläufigen Anwesen des Bush-Clans zum Mini-Gipfel kommen. Damit tritt Merkel nicht nur in die Fußstapfen von Tony Blair oder Wladimir Putin, sondern wird zugleich als erster deutscher Regierungschef in der Geschichte im Privathaus eines US-Präsidenten empfangen.

Privatbesuche befreundeter Politiker haben bei beiden Bushs Tradition. Altpräsident George Herbert Walker Bush bevorzugte es, im Sommer der Washingtoner Hitze zu entfliehen und gemeinsam mit Ehefrau Barbara Gäste in der Küstenvilla in Kennebunkport in Maine zu begrüßen. Sein Sohn, der sich nach eigener Darstellung als "Naturbursche" versteht, zieht in der Regel die 1600-Hektar-Ranch in Crawford in Texas vor. Dort besuchte ihn Wladimir Putin nach den Terror-ananschlägen vom 11. September 2001. Im Juli dieses Jahres trafen sich Bush und Putin erneut im privaten Rahmen, diesmal - es war Sommer - zur gemeinsamen Angeltour in der Küstenvilla in Kennebunkport. Dorthin erhielt jüngst auch der neue französische Präsident Nicolas Sarkozy eine private Einladung - allerdings nur zu einem gemeinsamen Mittagessen.

Sarkozy hat sich also noch zu bewähren. Anders Tony Blair: Der frühere britische Premier war ein oft und gern gesehener Gast in Texas, ebenso wie der frühere saudische Kronprinz Abdullah und Mexikos ehemaliger Präsident Vicente Fox sowie eine handvoll anderer Staatsleute, die (fast) alle eines gemeinsam hatten: Sie unterstützten zu irgendeinem Zeitpunkt den Kurs der US-Regierung im Irak.

Schon deswegen hatte Altkanzler Gerhard Schröder, der zudem mit Bush auf rein persönlicher Ebene im Clinch lag, keine Chance. Wenn auch Merkel keine kritiklose Verbündete der Bush-Regierung ist, ließ sie die Berater des Präsidenten dennoch in den Wochen nach dem Beginn des Irak-Kriegs bereits aufhorchen. In einer Rede bei der CDU-nahen Konrad Adenauer Stiftung in Washington äußerte Merkel, damals noch in ihrer Eigenschaft als Oppositionschefin, Verständnis für das amerikanische Vorgehen im Irak. Die Position wurde vom Weißen Haus mit Genugtuung registriert. Und als sie zweieinhalb Jahre später Kanzlerin wurde, rannte Merkel beim Präsidenten offene Türen ein.

Für Angela Merkel ist das ein großes Kompliment. Mit der Einladung auf seine Ranch nach Crawford unterstreicht der mächtigste Mann der Welt nicht nur seine persönliche Sympathie, sondern sendet zugleich ein klares Signal, dass aus US-Sicht Deutschland wieder eine führende Rolle auf dem globalen Parkett zugedacht wird. Eine kolossale Aufwertung, denkt man nur an die Behandlung von Schröder. Merkel sollte diese Chance nutzen.