Notfallseelsorge: „Wir wollen eine Schulter zum Anlehnen geben“

Nach einem Unglück wie in Neurath gibt Stephan Becker geistliche Hilfe.

Grevenbroich. Mit acht Kollegen der ökumenischen Notfall-Seelsorge hat Pfarrer Stephan Becker(45) die geistliche Betreuung der Mitarbeiter auf der Kraftwerk-Baustelle in Grevenbroich-Neurath übernommen. Doch wie macht ein Notfall-Seelsorger das überhaupt?

Stephan Becker: "Wir sind Ansprechpartner für alle diejenigen, die von einem Unglücksfall betroffen sind - als Opfer, als Angehörige oder auch als Helfer." Immer wieder, wie auch jetzt in Neurath, gebe es Menschen, die wegen des konkreten Unglück-Erlebnisses Gesprächsbedarf hätten. Becker: "Mit diesen Menschen reden wir. Aber es sind auch viele darunter, die einfach nur einmal zur Ruhe kommen wollen und jemanden suchen, mit dem sie gemeinsam schweigen können. Und auch das machen wir. Wir wollen den Menschen eine Schulter zum Anlehnen geben."

Und wer kommt in Neurath zu ihm und seinen Kollegen?

Becker: "Das ist ganz unterschiedlich. Vom Bauleiter über den Arbeiter bis zum Pförtner und auch hin zum Rettungsmitarbeiter - wer immer dazu ein Bedürfnis verspürt."

Falsche Zahlen Zunächst hatten die Behörden von "mindestens fünf Toten" gesprochen. Gestern korrigierte man. Ursache sei ein "höchst bedauerlicher Übermittlungsfehler" gewesen.

Ferndiagnose Woher wussten die Behörden, dass die Toten, die sich zunächst unerreichbar auf dem Gerüst befanden, tatsächlich tot waren? Polizei-Antwort: "Wir wussten es nicht zu 100 Prozent. Ärzte haben durch Inaugenscheinnahme der Körper aus der Ferne den mutmaßlichen Tod bestätigt."