Ein völlig offenes Rennen
Die Welt wird auf Rom schauen, wenn voraussichtlich Ende März die Papstwahl beginnt. Denn der Pontifex ist nicht nur Oberhaupt von mehr als einer Milliarde Katholiken. Sein Wort hat politisches Gewicht.
Die Erwartungen an das Konklave sind groß — insbesondere unter den deutschen Katholiken. Viele von ihnen hoffen angesichts drängender Probleme auf einen Modernisierer: Kirchenaustritte, der Zölibat und die Zukunft der Ökumene sind Themen, die das alltägliche Gemeindeleben betreffen.
Klar scheint, dass nach dem deutschen Übergangspapst ein Jüngerer ans Ruder kommt, der Perspektiven für die Kirche entwickeln kann. Vor überzogenen Erwartungen sei aber gewarnt: Ob die Kardinäle einen Reformer an die Spitze wählen, ist völlig offen. Das Gremium ist in seiner Mehrheit weiter konservativ. Sollte erstmals ein Südamerikaner oder Afrikaner ans Ruder kommen, dürfte er zudem seinen Blick stärker auf die Probleme seiner Heimat richten — wo die Gemeinden, anders als im alten Europa, stetig wachsen.
Bis weißer Rauch aufsteigt, werden noch viele als papabile — papsttauglich — gehandelt werden. Dabei gilt die alte Redensart: Es sind schon viele als Papst ins Konklave gegangen und als Kardinal wieder herausgekommen.