Nach der TV-Show kommt das Finanzamt
Wer sein Haus gratis renovieren lässt, soll für die dabei gesparten Kosten Steuern zahlen.
Düsseldorf. Die Zeiten eines Robert Lembke und seines legendären „Was bin ich“ sind lange vorbei. Damals nahmen die Kandidaten ein Sparschwein mit maximal 50 Mark mit nach Hause. Mittlerweile kassieren die Fernsehgewinner vom „Dschungelcamp“ über „Deutschland sucht den Superstar“ bis „Wer wird Millionär“ ganz andere Gewinne. Und werden damit auch fürs Finanzamt interessant. Wie der Gewinner der Big-Brother-Show 2005, an dessen Millionengewinn das Finanzamt mit 400 000 Euro beteiligt werden wollte.
Zu Recht, wie der Bundesfinanzhof entschied. Was der Containersieger Sascha Sirtl da kassiert habe, sei als „sonstige Einkünfte“ zu versteuern. Das Urteil vom April 2012 hat nun Berliner Finanzbehörden ermuntert, auch bei einer anderen Fernsehshow zuzugreifen. So erhielt eine nach Informationen unserer Zeitung „einstellige Zahl“ von Teilnehmern der RTL-Show „Einsatz in vier Wänden“ Post vom Finanzamt. Steuern im bis zu fünfstelligen Bereich sollen sie nachzahlen. Ein Betrag, so sagen Insider, der über die Leistungsfähigkeit der Show-Teilnehmer hinausgeht, die in der Regel aus unteren Einkommensschichten kommen.
Die Finanzbehörden argumentieren, dass die Kandidaten einen geldwerten Vorteil von mehreren zehntausend Euro erlangt haben. Schließlich wurden ihre vier Wände auf Vordermann gebracht. Ihre Gegenleistung: ganz Fernsehdeutschland, sofern es sich für solche Formate interessiert, mit dabei sein zu lassen. Das sei steuerrechtlich zu behandelndes Einkommen. In dem Big-Brother-Urteil wurde so differenziert: Während Einnahmen aus Wetten, Lotto und Glücksspielen steuerfrei sind, ist das bei einer Tätigkeit, in der der Gewinner eine Gegenleistung erbringt, nicht der Fall. Die Gegenleistung? Im Dschungelcamp kann sie darin liegen, dass der Teilnehmer Maden verspeist. Und bei der Renovierungsshow soll es offenbar das Zur-Verfügung-Stehen für den Voyeurismus der Fernsehzuschauer sein.
Noch laufen Gespräche der Finanzbehörden mit den TV-Produzenten, die sich nicht ganz uneigennützig für die zur Kasse gebetenen Show-Teilnehmer in die Schlacht werfen. Schließlich fürchten sie, dass es mit diesem Format zu Ende geht. Zwar wäre es denkbar, dass die Produktionsfirma oder der Sender für die Steuerschuld der Teilnehmer geradesteht, doch dann wäre das Format, das neben den Produktions- auch hohe Handwerkerkosten verschlingt, wohl kaum noch wirtschaftlich zu produzieren.