Eine Nullrunde – aber kein Minus

Die Garantie der Großen Koalition verhindert im kommenden Jahr eine Kürzung der Altersbezüge.

Berlin. In diesem Jahr sind die Renten gestiegen wie lange nicht. Für 2010 aber wird es immer wahrscheinlicher, dass die 20Millionen Rentner in Deutschland keine Erhöhung ihrer Altersbezüge bekommen. Demnach rechnet die Bundesregierung damit, dass die Bruttolöhne in diesem Jahr im Schnitt sinken.

Auf der Basis der aktuellen Lohnentwicklung wird dann die Rente für 2010 berechnet. Der Sprecher des Bundesarbeitsministeriums, Christian Westhoff, erklärte gestern, dass erst im März 2010 konkrete Daten zur den Gehältern von 2009 vorlägen.

Laut "Süddeutscher Zeitung" geht der Bund davon aus, dass die Bruttolöhne in diesem Jahr um 0,5 Prozent sinken. Die "Neue Passauer Presse" spricht von minus 0,2 Prozent bei den Bruttogehältern. Dies würde bedeuten, dass die Rentner 2010 nicht mehr bekommen als heute.

Der Hintergrund: Immer zum 1. Juli wird die Rente angepasst, und zwar auf der Basis der Bruttolöhne des vergangenen Jahres. Dabei galt früher: Sinken oder steigen die Gehälter, dann sinken oder steigen auch die Altersbezüge. Die Große Koalition hat im Sommer aber die Rentengarantie beschlossen, wonach die Altersbezüge bei sinkenden Bruttolöhnen nicht schrumpfen, sondern schlimmstenfalls gleich bleiben.

"Wenn eines sicher ist, dann, dass die Renten nicht sinken", sagte Ministeriumssprecher Westhoff gestern. Die Rentengarantie bleibe unverändert. Ebenso werde der Beitragssatz von aktuell 19,9 Prozent des Bruttolohns im nächsten Jahr nicht steigen. Laut Regierung beträgt die Schwankungsreserve in der gesetzlichen Rentenversicherung im Moment 16 Milliarden Euro, was rund einer Monatsausgabe entspreche.

Unter dem Strich könnten die Rentner 2010 dennoch weniger im Geldbeutel haben als bisher. "Denn bei einer positiven Inflationsrate sinkt die Rente real", sagt Roland Döhrn von Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung in Essen. Denn wenn die Preise steigen, kann man auch bei einer gleich bleibenden Rente weniger kaufen.

Für Jochen Pimpertz vom Institut der deutschen Wirtschaft in Köln sind die bisher vorliegenden Zahlen zur Bruttolohnentwicklung pure Spekulation. Doch selbst wenn die Löhne leicht steigen sollten, hält der Rentenexperte eine Nullrunde 2010 für wahrscheinlich. Denn in den vergangenen Jahren hat die Regierung mehrere Rechenfaktoren beschlossen, die die Rentenerhöhung drosseln sollen und die ab 2010 greifen.

Dazu gehört etwa der Riester-Faktor. Das heißt: Auch wenn die Durchschnittslöhne wachsen, erhöhen sich die Altersbezüge nicht im selben Maße. "In den kommenden fünf bis sechs Jahren dürfen die Rentner nicht mit großen Erhöhungen rechnen", sagt Pimpertz.