Erst Eier, jetzt Fleisch: Ein Skandal zieht Kreise
Was können Verbraucher noch essen? Die Politik will künftig im Internet informieren.
Düsseldorf. Bisher wurde erst ein mit Dioxin belastetes Schwein auf einem niedersächsischen Hof entdeckt. Allerdings: Neun weitere Schweinemäster im Landkreis erhielten Futter aus dem Werk, das dioxinhaltige Fette an Landwirte lieferte.
Deren Höfe wurden gesperrt. Am Donnerstag sollen dort Probeschlachtungen erfolgen. Anfang kommender Woche werden die Ergebnisse vorliegen. Auf den zehn Höfen stehen insgesamt rund 8.000 Schweine. Wie viel belastetes Fleisch in den Handel gelangte, ist unklar.
Das Berliner Bundesinstitut für Risikobewertung teilt mit, dass die bisher vorliegende Probe eine Konzentration von 1,5 Picogramm Dioxin pro Gramm Fett enthält. Dabei handelt es sich um eine relativ geringe Überschreitung des Grenzewertes.
Wenn jemand einmal oder gelegentlich eine Scheibe Braten, ein Schnitzel, ein Würstchen, Schinken oder Wurstwaren isst, braucht er nicht mit einer unmittelbaren Gesundheitsgefahr zu rechnen. Aber Dioxin lagert sich beim Menschen im Körperfett ein und wird nicht abgebaut. Das macht es langfristig so tückisch.
Bisher wurde noch keine belastete Probe gefunden, Experten halten es aber durchaus für möglich.
Die Landesvereinigung Milchwirtschaft Nordrhein-Westfalen gibt Entwarnung: Bei den langfristigen und aktuellen Untersuchungen von Milch aus NRW auf Dioxin seien die Grenzwerte deutlich unterschritten worden.
Bei fünf Milchvieh-Betrieben, die derzeit gesperrt seien, stünden die Ergebnisse zwar noch aus. Die Landesvereinigung geht aber davon aus, dass auch in diesen Fällen die Dioxin-Grenzwerte nicht überschritten wurden.
Die Verbraucher kaufen als Reaktion verstärkt Lebensmittel aus ökologischer Produktion. Zum Teil stehen sie jetzt vor leeren Regalen. Allerdings schränkt der Anbauverband Naturland ein: „Ausverkauft sind die Bio-Eier noch nicht überall, der Umsatz damit ist aber um das Drei- bis Vierfache gestiegen.“
Bund und Länder wollen nach dem Dioxin-Alarm eine bundesweite Warnplattform für Lebensmittel einrichten. An der Warnplattform wird nach Angaben der Bundesregierung mit Hochdruck gearbeitet.
Bisher informieren die Bundesländer meist nur über verdächtige Produkte in ihrer Region. Die neue Internetseite mit Informationen aller bundesweit zuständigen Behörden soll in den nächsten Wochen starten.