Todesschütze von Arizona "mental voll da"
Washington (dpa) - US-Präsident Obama will nach dem Anschlag von Arizona für Toleranz werben. Am Mittwoch reist er nach Tucson, um auf einer Trauerfeier zu sprechen. Todesschütze Jared Lee Loughner hatte seinen ersten Gerichtstermin - und antwortete höflich auf die Fragen des Richters.
Der an Händen und Füßen gefesselte Attentäter sei freundlich gewesen und habe selbstbewusst gewirkt, hieß es. Die Debatte, ob politische Brandstifter oder Scharfmacher Loughner zu der Bluttat verleiteten, wird derweil immer hitziger.
Im Fall Loughner entwirft die Staatsanwaltschaft eine Anklagestrategie, nach der der 22-Jährige zwar psychische Probleme habe, dennoch durchaus zur Planung eines Mordanschlages in der Lage war, wie das „Wall Street Journal“ am Dienstag berichtete.
Präsident Obama telefonierte mit zahlreichen Familienmitgliedern der Opfer. Darunter waren Angehörige der Kongressabgeordneten Gabrielle Giffords, die nach einem gezielten Kopfschuss weiter schwer verletzt im Krankenhaus liegt. Der Chef der Gehirnchirurgie des University Medical Center in Tucson, Michael Lemole, zeigte sich weiterhin optimistisch. Es gebe „keine Veränderung“, sagte er am Dienstag zum Zustand der 40-Jährigen dem TV-Sender NBC. „So frustrierend das auch klingen mag - es ist eine gute Sache.“
Bei Obamas Besuch in Arizona sind Berichten zufolge Gedichtlesungen und eine Schweigeminute geplant. Der Präsident will in Begleitung seiner Frau Michelle zudem Familienangehörige der 6 Toten und 14 Verletzten besuchen.
Der Angeklagte Loughner trat - bewacht von gut einem Dutzend US-Marshalls - in Phoenix vor den Richter. Bei dem 15-minütigen Haftprüfungstermin wurde der 22-Jährige am Montagabend zu seinen Personalien befragt, zudem las der Richter ihm die Anklagepunkte sowie das mögliche Strafmaß vor, wie ein Reporter des US-Fernsehsenders CNN berichtete. Zunächst war unklar, ob die Staatsanwaltschaft die Todesstrafe fordert. Der Attentäter ist des mehrfachen Mordes und versuchten Mordes angeklagt.
Loughner habe den Eindruck vermittelt, alles verstanden zu haben, berichtete der Reporter. „Er war mental voll da, wusste genau, was vor sich ging.“ Er habe selbstbewusst gewirkt. Er sei dem Richter gegenüber freundlich gewesen und habe sich gut ausgedrückt. An seiner rechten Seite seines kahlgeschorenen Kopfes sei eine Wunde sichtbar gewesen, hieß es.
Als nächster Gerichtstermin wurde der 24. Januar anberaumt, dann soll eine Anhörung stattfinden. Der Todesschütze wird von der Topanwältin Judy Clarke vertreten, die nach Informationen der „New York Times“ bereits „Unabomber“ Theodore Kaczynski und Zacarias Moussaoui, einen Komplizen der Anschläge vom 11. September 2001, verteidigte.
Der Mordanschlag am Samstag vor einem Einkaufszentrum in Tucson galt nach Erkenntnissen der Ermittler der Abgeordneten Giffords. Bei einer Durchsuchung im Haus Loughners fanden die Beamten in einem Safe „Botschaften“ des anscheinend verwirrten jungen Mannes, die auf eine gezielte Planung des Attentats hindeuten.
Während die Linke in den USA die mitunter militante Rhetorik der Konservativen für die Tragödie mitverantwortlich macht, halten Amerikas Rechte in der aufgeflammten Debatte dagegen. Das Attentat sei das Werk eines Einzeltäters, heißt es beim erzkonservativen TV- Sender Fox News. Mit politischer Rhetorik habe das Drama nichts zu tun.