EU-Pläne zum jährlichen Tüv für alte Autos
Der ADAC warnt vor einer Abzocke der Fahrer und sieht keine Vorteile. Brüssel verweist auf Verkehrstote durch technische Mängel.
Brüssel. Die EU-Kommission will betagte Wagen jährlich zum Tüv schicken. In Deutschland gilt bisher ein Intervall von zwei Jahren. Außerdem will Verkehrskommissar Siim Kallas Regeln für privat geführte Werkstätten festlegen, die solche Sicherheitstests machen. Das geht aus einem Gesetzentwurf hervor, den Kallas am Freitag offiziell vorstellen will.
Der Entwurf des Gesetzes sieht für die meisten Neuwagen die erste Hauptuntersuchung nach vier Jahren vor, dann nach zwei Jahren und danach jährlich. Ab einem Kilometerstand von 160 000 soll die Prüfung ebenfalls jedes Jahr fällig werden, genauso für Taxis oder Notarztwagen
Der ADAC lehnte die Pläne ab: „Jetzt will die EU-Kommission noch eins drauf setzen und die deutschen Autofahrer noch mehr zur Kasse bitten“, teilt der Verband mit. Kürzere Prüfintervalle führten nicht zu mehr Verkehrssicherheit. Technische Mängel seien nur für 0,5 Prozent der schweren Unfälle verantwortlich.
Die EU-Kommission sieht das anders. Sie schätzt in dem Gesetzesentwurf, dass mehr als 2000 Verkehrstote jährlich auf Europas Straßen technischen Mängeln zum Opfer fallen. Gemessen an Zahlen aus dem Jahr 2009 entspräche dies einem Anteil von mehr als fünf Prozent.
Der Tüv Süd begrüßte das Vorhaben. Es sei „richtig und nachvollziehbar“, die Prüffristen in den EU-Ländern zu vereinheitlichen. Ältere Fahrzeuge seien auch anfälliger für Probleme.
Im Bundesverkehrsministerium hieß es auf Anfrage, der Vorschlag der Kommission solle geprüft werden, sobald er auf dem Tisch liege. Minister Peter Ramsauer (CSU) hatte bereits Mitte Juni signalisiert, dass er von einer Verkürzung der Intervalle auf ein Jahr gar nichts halte. Die Prüfpraxis in Deutschland habe sich bewährt und könne hilfreiche Orientierung in anderen EU-Ländern sein. In vielen europäischen Ländern gibt es bereits eine jährliche Prüfung, die zum Teil aber später einsetzt.
Wenn EU-Verkehrskommissar Kallas das Papier am Freitag vorstellt, beginnt die Debatte erst. Dann nämlich befassen sich Europaparlament und EU-Staaten mit dem Vorschlag. dpa