EU: Radikaler Schuldenerlass für Athen
Griechenland soll eigene Staatsanleihen zu Dumping-Preisen zurückkaufen. Anleger sind verunsichert.
Brüssel/Düsseldorf. Die Schuldenkrise in Europa spitzt sich zu. Die Finanzminister der Europäischen Union denken nun über einen radikalen Schnitt für den Sorgenstaat Griechenland nach.
Damit wird folgendes Szenario denkbar: Griechenland kauft mit den neuen Notkrediten eigene Schuldverschreibungen zum Dumpingpreis von Banken und Versicherungen zurück. Das käme einem Schuldenschnitt gleich. Risiko dabei: Ratingagenturen könnten die Kreditwürdigkeit Athens noch schlechter bewerten.
Wie ernst die Lage mittlerweile ist, zeigte sich Mittwochbend: Die Ratingagentur Fitch stufte die Kreditwürdigkeit Griechenlands gleich um drei Stufen herab. Die Note wurde von bisher „B+“ auf „CCC“ reduziert — auf die letzte Stufe vor dem Zahlungsausfall.
Die Europäische Union und der Internationale Währungsfonds hätten noch kein umfassend finanziertes und glaubwürdiges zweites Hilfsprogramm aufgelegt, begründete Fitch den Schritt. Zudem sorge die mögliche Beteiligung des privaten Sektors an einem zweiten Hilfspaket für zunehmende Verunsicherung. Außerdem trübe sich der gesamtwirtschaftliche Ausblick weiter ein. Die Regierung in Griechenland reagierte mit Unverständnis auf die Herabstufung.
Anleger sind zunehmend verunsichert. Der Goldpreis stieg auf ein Rekordhoch, weil viele einen „sicheren Hafen“ suchen. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Deka-Bank, sieht die Lage aber nicht so dramatisch. Zwar komme es bei Gold, Rohstoffen und bei Aktien zu „Schwankungsausschlägen“. Jedoch bestätige das die Notwendigkeit, bei Anlagen breit zu streuen. „Man sollte so viele Beine wie möglich in den Sand stellen, dann kann man dem Wind wesentlich besser standhalten.“