Euro-Krise: Juncker gibt Deutschland Mitschuld

Der Euro-Gruppenchef mahnt die Retter zur Eile — und kritisiert die Aussagen einiger deutscher Politiker.

Berlin. Mit hektischer Krisendiplomatie versuchen Politiker aus Europa und den USA, die Eurozone aus ihrer existenziellen Krise zu retten. Euro-Gruppenchef Jean-Claude Juncker warnte vor dem Zerfall der Währungsunion und deutete unmittelbar bevorstehende Entscheidungen an. Juncker sagte der „Süddeutschen Zeitung“: „Welche Maßnahmen wir ergreifen werden, entscheiden wir in den nächsten Tagen. Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren.“

Juncker gibt Deutschland eine Mitschuld an der sich verschärfenden Krise. Deutschland erlaube sich den „Luxus, andauernd Innenpolitik in Sachen Euro-Fragen zu machen“. Hohe Politiker plädierten für den Ausschluss Griechenlands aus dem Euro, ohne den Prüfbericht der Experten abzuwarten. Die Bundesregierung wollte die Äußerungen nicht kommentieren.

CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt warf Juncker dagegen vor, Tatsachen zu verdrehen. „Sich jetzt hinzustellen und Deutschland als Teil des Problems, Teil der Krise zu bezeichnen, ist an Unverfrorenheit nicht mehr zu überbieten“, sagte er.

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble traf sich derweil im Urlaub auf Sylt mit seinem US-Amtskollegen Timothy Geithner. Schäuble und Geithner pochten auf eine Umsetzung der vereinbarten Maßnahmen zur Stabilisierung der Eurozone. In dem Gespräch betonten beide, die Politik müsse „alle zur Bewältigung der Finanz- und Vertrauenskrise erforderlichen Reformschritte vereinbaren und umsetzen“.

Anleger reagieren zunehmend nervös auf die Euro-Krise. Niedrig-Zinsen und Unsicherheit wirken sich deutlich auf Anlageentscheidungen aus. dpa/Red