Euro-Krise: Schweiz zieht die Notbremse
Der Alpenstaat koppelt den Franken an den Euro. Schäuble setzt Griechenland unter Druck.
Zürich. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) stemmt sich mit aller Macht gegen den historisch starken Franken. Künftig wollen die Währungshüter in Zürich keinen Euro-Kurs unterhalb von 1,20 Franken pro Euro tolerieren. Faktisch heißt das: Ein Franken soll künftig höchstens 0,833 Euro wert sein.
„Die massive Überbewertung des Schweizer Frankens stellt eine Bedrohung für die Wirtschaft des Landes dar und birgt das Risiko einer deflationären Entwicklung“, so die Notenbank. Der Franken gilt derzeit als einer der wenigen „sicheren Häfen“ für Anleger, was seinen Kurs auf schwindelnde Höhen getrieben hat.
Die starke Währung belastet die Schweizer Exportwirtschaft enorm, weil er deren Waren im Ausland verteuert. Auch die Einzelhändler im Schweizer Grenzgebiet bekommen die Folgen zu spüren: Die gewaltig gestiegene Kaufkraft des Franken hat einen kräftigen Einkaufstourismus ausgelöst, von dem deutsche Händler profitieren.
Ende 2007 war ein Franken noch für etwa 0,60 Euro zu haben — in der Spitze kostete er in diesem Jahr dann 0,97 Euro, eine Aufwertung also von mehr als 60 Prozent innerhalb weniger Jahre.
Auch im politischen Betrieb Berlins drehte sich gestern alles um die Finanzkrise. Vor dem heutigen Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Griechenland-Hilfe verteidigte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble den Euro als alternativlos.
„Wir brauchen in einer globalisierten Welt eine gemeinsame europäische Währung“, sagte der CDU-Politiker zum Auftakt der Haushaltswoche im Bundestag. Er forderte Griechenland auf, seine Sparziele einzuhalten — sonst gebe es kein Geld mehr.
Die Koalitionsfraktionen hatten Merkel und Schäuble schon am späten Montagabend bei einer Probeabstimmung einen Denkzettel verpasst. Zwar votierten Union und FDP für die Einbringung der Gesetzespläne zum erweiterten Euro-Rettungsschirm (EFSF) in den Bundestag — insgesamt verweigerten aber 25 Abgeordnete die Gefolgschaft.
SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles sagte, die entscheidende Abstimmung zum EFSF Ende September werde zur „Zerreißprobe für Schwarz-Gelb“.