Eine Medizin nach Schweizer Rezeptur
Höhenflug des Franken wegen der Eurokrise.
Die Schweizer haben es satt, ihren Franken als Fluchtwährung für die lahmende Weltkonjunktur und die Währungskrise in Europa zur Verfügung zu stellen. Sie haben die Notbremse gezogen.
Ehe der Leidensdruck der Exportwirtschaft zu groß wird und die nächste Wintersport-Saison floppt, wurde kurzerhand der Franken — jedenfalls vorübergehend — an den Euro gekoppelt. Mindestens 1,20 Franken soll der Euro kosten, die zeitweise fast erreichte Parität zum Euro soll Vergangenheit sein.
Die Finanzmärkte zeigten sich überrascht, obwohl die Schweizer Notenbank ihr Eingreifen mehrfach angedeutet hatte. Der Höhenflug des Franken stoppte abrupt. Die Währung zog sich allein durch die Ankündigung auf die gewünschte Grenze zurück.
Das Rezept für einen leichteren Franken, mit dem auch die Exporteure von Arzneimitteln, Maschinen und Käse leben können, ist nicht neu. Wegen ihrer stark verteuerten Waren hätten die Unternehmen sonst Marktanteile verloren, Stellen abgebaut oder wären mit der Produktion ins Ausland umgezogen.
Bereits 1978, als der Schweizer Franken gemeinsam mit dem Gold schon einmal zum Fluchtpunkt geworden war, wurde diese Medizin verabreicht. Damals wurde ein Mindestkurs gegenüber D-Mark und Dollar festgelegt. Die Verteidigung des Franken gelang, allerdings handelten sich die Eidgenossen am Ende eine hohe Inflation ein.
Auch diesmal wird die Schweizer Nationalbank den Mindest-Wechselkurs gegenüber dem Euro mit der Notenpresse verteidigen. Sie hat angekündigt, zur Not Euro in unbegrenzter Höhe aufzukaufen.
Weil gleichzeitig der Zustrom von Fluchtgeldern in die Schweiz wegen der zunehmenden Angst vor einer neuen Rezession nicht versiegen wird, können den Anlegern gleich die frisch gedruckten Franken fast folgenlos in die Hand gedrückt werden. Die Geldmenge kann also kräftig ausgeweitet werden, ohne gleich Inflation zu riskieren.
Ein Restrisiko bleibt aber, und die Notenbank muss sich auf die Bekämpfung von Teuerungsraten einstellen. Da die Zinsen noch bei Null liegen, dürfte das gelingen. Die Schweizer Bürger, die sich in den letzten Monaten an billige Importe gewöhnt haben, müssen sich wieder umstellen — holländischen Gouda zu Dumpingpreisen gibt es nicht mehr.