Eurobonds: Das Pro und Contra

Sind sie der Weg aus der Krise oder eine hanebüchene Idee?

Berlin. Sind gemeinsame europäische Anleihen das Allheilmittel gegen die Schuldenkrise oder ein Medikament mit fatalen Nebenwirkungen?

Der Streit über dieses Konzept ist vor dem deutsch-französischen Spitzentreffen von Kanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy, das heute in Paris stattfindet, voll entbrannt. Eine Übersicht zu Pro- und Contra-Stimmen:

Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger sagt: „Der Zinssatz dürfte nur relativ gering gegenüber dem deutscher Staatsanleihen ansteigen.“ Das Insolvenzrisiko einzelner Staaten falle durch Eurobonds weg.

Der relevante Maßstab wären nicht mehr die hohen Risikozinsen der Pleite-Kandidaten in Europa, sondern die Verzinsung der US-Staatsanleihen. Durch Eurobonds entstehe ein großer, sehr liquider und attraktiver Markt als Alternative zu den US-Schuldpapieren. „Eurobonds dürften niedriger verzinst sein als US-Papiere“, erwartet Bofinger.

Anton Börner, Präsident des Bundesverbands Groß- und Außenhandel (Foto: dpa), betont, die Politik müsse das Heft des Handelns wieder in die Hand nehmen. „Dazu brauchen wir Eurobonds mit deutscher Handschrift“, ließ Börner gestern in Berlin mitteilen.

Es gelte, „harte Auflagen im Euroraum zu ergreifen, wie eine verfassungsmäßige Schuldenbremse, die Modernisierung der Verwaltung, die Flexibilisierung der Arbeitsmärkte und kräftige Investitionen in berufliche Bildung und Ausbildung. Steuererhöhungen dürfen kein Tabu sein.“ Alle Alternativen zu Eurobonds „kosten uns letzten Endes noch mehr Geld. Ohne diese radikale Maßnahme droht eine weltweite Lawine nach unten.“

Kai Carstensen, Ifo-Konjunkturchef, geht davon aus, dass Deutschland mit seiner jetzigen Finanzierungsstruktur einen deutlichen Zinsaufschlag von 2,3 Prozentpunkten bei der Einführung von Eurobonds zahlen müsste.

Unter dem Strich würde dies jährliche Mehrkosten von etwa 47 Milliarden Euro bedeuten. „Eurobonds mögen die Finanzmärkte kurzfristig beruhigen“, sagt Carstensen demnach. Mittelfristig aber würden sie Deutschlands Zinsen in die Höhe treiben. Er nennt sie eine „hanebüchene Idee“.

Auch der Wirtschaftsnobelpreisträger Reinhard Selten hält Eurobonds nicht für den geeigneten Weg aus der Schuldenkrise. Gemeinsame europäische Anleihen, die „dann von der Europäischen Gemeinschaft bezahlt werden müssen, das ist nicht das Richtige“, sagte der Ökonom und Mathematiker gestern. „Man muss vielleicht einen Kompromiss finden, der auch mit entsprechenden Auflagen in diese Richtung geht. Ich jedenfalls halte es nicht für sehr gut, es wäre besser, eine andere Lösung zu finden.“