Europäer suchen ihr Glück in Deutschland

Vor allem junge, gut Qualifizierte aus den südeuropäischen Krisenländern machen sich auf den Weg, um Arbeit zu finden.

Wiesbaden. In ihrer Heimat Madrid haben Klimatechniker David Gonzalez und Krankenpfleger Ignacio Rodríguez Úbeda keinen Job gefunden. Die beiden Spanier entschieden sich angesichts einer Jugendarbeitslosigkeit von mehr als 50 Prozent dafür, ihr Glück in Deutschland zu versuchen.

Zuwanderer aus den südeuropäischen Krisenländern bescherten Deutschland 2012 zusammen mit Osteuropäern das größte Zuwandererplus seit 17 Jahren. Die Republik wuchs nach den Zahlen des Statistischen Bundesamtes so um etwa 369 000 Menschen und damit um eine Stadt der Größe von Bochum oder Wuppertal.

„Deutschland entwickelt sich zum Magneten für gut qualifizierte, junge Zuwanderer aus der EU“, sagt die Vorsitzende des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Integration und Migration, Christine Langenfeld. Dies sei angesichts des Fachkräftemangels ein Gewinn. „Es entsteht ein echter europäischer Arbeitsmarkt.“

Davon profitierten auch die Zuwanderer: „Sie finden in Deutschland eine Arbeit und können dadurch auch ihre Qualifikation erhalten. In den Herkunftsländern verringern sich die sozialen Transferleistungen“, erläutert die Jura-Professorin. „Europa wird damit im Alltag für immer mehr Menschen ganz konkret als Chance erfahrbar.“

Rund 300 000 Zuwanderer jährlich könnten den demografisch bedingten Rückgang an Arbeitskräften in Deutschland fast aufhalten, bei 400 000 Zuwanderern pro Jahr sinke die Zahl der Fachkräfte kaum noch, sagt Johann Fuchs vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg.

Über die berufliche Qualifikation der Menschen, die 2012 nach Deutschland kamen, gebe es noch keine Erhebungen. Fachmann Fuchs geht davon aus, dass die meisten eher zwischen 20 und 40 Jahre alt und „nah am Arbeitsmarkt“ sind. „Viele gerade aus den Krisenländern suchen ja einen Job.“

Wer deshalb nach Deutschland komme, gehöre meist zu den agileren und mutigeren Leuten. Erfahrungsgemäß seien mehr Männer als Frauen darunter, der Familiennachzug spiele nicht so eine Rolle wie bei der Zuwanderung früherer Jahre.