Zuwanderung nach Deutschland so hoch wie zuletzt 1995

Wiesbaden (dpa) - Die Krise in Südeuropa und die EU-Osterweiterung haben Deutschland die stärkste Zuwanderung seit 1995 gebracht. Mehr als eine Million Menschen verlegten 2012 ihren Wohnsitz in die Bundesrepublik.

Arbeitsministerin von der Leyen spricht von einem Glücksfall.

Rund 1,08 Millionen Menschen - viele von ihnen aus Euro-Krisenländern - zogen 2012 zu. Im Vergleich zum Vorjahr betrug das Plus noch einmal 13 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.

Von der Leyen sprach von einer positiven Entwicklung. „Es geht nicht nur um die Zahl, vor allem die neue Qualität der Zuwanderung ist ein Glücksfall“, sagte die Ministerin der „Welt“. „Das hilft unserem Land, macht es jünger, kreativer und internationaler.“ Im Idealfall werde der europäische Arbeitsmarkt zur Drehscheibe für Berufswissen und Wohlstand.

Etwa 966 000 Zuwanderer waren den vorläufigen Ergebnissen zufolge Ausländer (plus 15 Prozent). Die Zahl der Zuzüge von Spätaussiedlern und deutschen Rückkehrern aus dem Ausland blieb mit rund 115 000 nahezu konstant.

Die meisten Menschen kamen wieder aus Polen (176 000). An zweiter Stelle der Herkunftsländer stand Rumänien (116 000), an dritter Bulgarien (59 000). Besonders starke Zuwächse gab es aus den südeuropäischen EU-Staaten, die besonders von der Finanz- und Schuldenkrise sowie hoher Arbeitslosigkeit betroffen sind, wie Spanien (plus 45 Prozent), Griechenland und Portugal (je 43 Prozent mehr), aber auch Italien (40 Prozent).

Aus den osteuropäischen Ländern, die erst seit 2004 oder 2007 zur EU gehören, kamen ebenfalls mehr Menschen nach Deutschland als im Vorjahr. Besonders stark war der prozentuale Zuwachs aus Slowenien (62 Prozent).

Drei Viertel der Ausländer, die nach Deutschland kamen, zog es in fünf Bundesländer: Das Gros ging nach Bayern (192 000), gefolgt von Nordrhein-Westfalen (186 000), Baden-Württemberg (171 000), Hessen (90 000) und Niedersachsen (89 000).

Die Zahlen sagen nichts darüber aus, wie lange die Zuwanderer bleiben. So kehrten im vergangenen Jahr auch rund 712 000 Menschen Deutschland den Rücken, das waren fünf Prozent mehr als im Vorjahr. 579 000 von ihnen hatten keinen deutschen Pass. Aus den Zu- und Fortzügen ergibt sich ein Einwohnergewinn von 369 000 Menschen, auch dies ist der höchste Wert seit 1995.