Evangelische Kirche mahnt zu mehr sozialer Gerechtigkeit

Von Schuldenkrise bis zum Castor-Transport: EKD-Chef Nikolaus Schneider bezieht klar Position.

Magdeburg. Mehr Einsatz für soziale Gerechtigkeit hat die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) bei der Bewältigung der europäischen Schuldenkrise und in der Lohnpolitik angemahnt. Auf der Jahrestagung der Kirche in Magdeburg forderte der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider am Sonntag eine Regulierung der Finanzmärkte. „Wir benötigen eine Politik, die Finanzakteure so zügelt und Finanzstrukturen so steuert, dass sie nicht der Bereicherung Einzelner, sondern dem Leben vieler Menschen dienen.“

Die Krise drohe die Stabilität ganzer Staaten und damit die Existenzgrundlage vieler Menschen zu zerstören, mahnte der EKD-Chef. „Eine gemeinsame Währung muss eine einheitliche Finanz- und Wirtschaftspolitik nach sich ziehen.“

Schneider begrüßte die Debatte über einen Mindestlohn. Grundsätzlich müsse gelten: „Eine volle Berufstätigkeit soll so entlohnt werden, dass ein eigenverantwortetes Leben möglich ist.“ Bei der in der Kritik stehenden Lohnpolitik der Diakonie kündigte Schneider Sanktionen gegen Einrichtungen an, die über Zeitarbeit oder Ausgründungen das angemessene Lohnniveau unterlaufen. Von den Gewerkschaften geforderte Tarifverhandlungen mit Streikrecht wolle die Kirche aber nicht einführen.

In der Atompolitik forderte der Ratsvorsitzende einen Stopp des bevorstehenden Castor-Transports nach Gorleben sowie der dortigen Erkundung für ein Endlager. Es bedürfe dringend der Klärung, wo und wie die radioaktiven Abfälle sicher endgelagert werden könnten.

Hauptthema der noch bis Mittwoch laufenden Jahrestagung der Kirchensynode ist die Mission, das Gewinnen von Menschen für den Glauben. Angesichts einer sinkenden Anzahl von Kirchenmitgliedern und einem drohenden Bedeutungsverlust der Kirche seien Reformen nötiger denn je, mahnte Schneider.

Der evangelische Kirchenchef lud die Katholiken zur gemeinsamen Feier des Reformationsjubiläums im Jahr 2017 ein. Trotz einiger Irritationen beim Deutschlandbesuch von Papst Benedikt XVI. habe der Wille zu einem weiteren Aufeinanderzugehen von Protestanten und Katholiken überwogen.