Fachkräfte verzweifelt gesucht

Fast drei Viertel der deutschen Unternehmen suchen nach qualifiziertem Personal.

Berlin. Wenn es nach der SPD geht, sollte die Rente mit 67 verschoben oder am besten nie eingeführt werden. Argument: Die Beschäftigungschancen für über 60-Jährige seien zu gering. Falsch, meint Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU). Und findet Unterstützung bei der Wirtschaft. Schon bald könnten sich Unternehmen um ältere, erfahrene Arbeitnehmer reißen.

Grund dafür ist der wachsende Fachkräftemangel. Das Problem zeichnet sich seit Jahren ab, allerdings ist die Situation je nach Branche und Region sehr unterschiedlich. Am Donnerstag veröffentliche der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) das Ergebnis einer Umfrage unter 1600 Mitgliedsunternehmen. Demnach haben bereits 70 Prozent von ihnen Probleme, passende Fachkräfte für offene Stellen zu finden. Gesucht werden Akademiker, Meister und Fachwirte. Was die Branchen betrifft, melden etwa der IT-Sektor, der Handel und die Gaststätten Arbeitskräftemangel.

Gerade bei kleinen Unternehmen mit bis zu neun Mitarbeitern gibt es laut DIHK-Präsident Hans Heinrich Driftmann großen Beratungsbedarf, wie sie am besten auf den Fachkräftemangel reagieren sollen. Entsprechende Informationen wollen die Industrie- und Handelskammern sowie das Bundesarbeitsministerium künftig verstärkt bereitstellen. Als Folge des Geburtenrückgangs in Deutschland dürften in den kommenden 20 Jahren rund sechs Millionen Menschen weniger im erwerbsfähigen Alter sein als heute. Die gute Nachricht in der schlechten: "Diese Entwicklung ist gestaltbar", wie Ministerin von der Leyen sagte. Sie will vor allem Menschen für den Arbeitsmarkt gewinnen, die bisher vernachlässigt wurden: Ältere, Frauen mit Kindern und Geringqualifizierte.

Als eine Illusion bezeichnete Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) die Annahme, Deutschland könne durch Zuwanderer aus dem Ausland den demografisch bedingten Arbeitskräftemangel beheben. Eine Änderung des Zuwanderungsgesetzes hält er nicht für nötig. "Unser Instrumentenkasten ist flexibel genug."