FDP und Grüne haben ihren Markenkern vernachlässigt

Das Dilemma der kleineren Parteien

Beim Blick auf den Endspurt der Spitzenkandidaten vergisst man schnell, dass wohl das Abschneiden von zwei kleineren Parteien darüber entscheidet, wer Deutschland künftig regiert. Doch Grüne und FDP sind in den vergangenen Wochen erheblich ins Trudeln geraten, weil sie das aufs Spiel gesetzt haben, was Marketingfachleute Markenkern nennen.

Die Grünen werden zwar nur wenig schlechter als 2009 liegen. Doch der Frust sitzt tief, weil sie sich zwischenzeitlich laut Umfragen als Volkspartei fühlten. Neben der Pädophilie-Debatte um Jürgen Trittin rächt sich, dass sie sich zu wenig auf ihre ökologische Kernkompetenz konzentriert haben. Mit geplanten Steuererhöhungen für den bürgerlichen Mittelstand — also für ihre eigenen Wähler — haben die Grünen ein dämliches Eigentor geschossen.

Die FDP hingegen weiß schon lange, dass sie froh sein kann, wenn sie überhaupt die Fünf-Prozent-Hürde überwindet. Gemessen an den fast 15 Prozent von 2009 ist das ein krasser Absturz. Ihr Problem ist, dass sie sich in der Koalition mit der Union nicht ausreichend profilierte. Mit teils ungeschickt agierenden Spitzenleuten suchte sie ihr Heil zu sehr darin, ähnlich wie andere Parteien populäre Positionen zu besetzen. Die FDP wäre besser beraten gewesen, sich konsequenter auf urliberale Positionen zu besinnen.

Falls es weder für Schwarz-Gelb noch für Rot-Grün reicht, hätte das also viel mit dem Schwächeln der beiden Kleinen zu tun. Dann bliebe fast nur die große Koalition. Denn Dreierbündnisse sind unwahrscheinlich — und glücklicherweise mit den Linken von den demokratischen Parteien bislang ausgeschlossen.